Die Lilien

29. Dezember 2013
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Heil- und Nutzpflanzen

Lilien sind ausdauernde, aufrecht wachsende Zwiebelpflanzen, die je nach Art bis 310 cm Höhe erreichen können. Sie stammen aus dem Himalaja und sind auf allen Kontinenten der Nordhalbkugel zu finden. Ihrer Herkunft entsprechend bevorzugen sie klimatisch gemäßigte Zonen. In Europa ist die Türkenbund-Lilie heimisch, die besonders in Gebirgslagen gedeiht und im Tiefland schattige Standorte wünscht.
Die Lilienzwiebel besteht aus eiförmigen oder lanzettlichen Schuppen, die sich dachziegelartig überlappen. In den Zwiebelschuppen wird Stärke als Reserve gelagert. Anders als z.B. Tulpen- oder Gemüsezwiebeln hat die Lilienzwiebel keine zusätzliche Außenhaut. Lilien verfügen über zwei unterschiedliche Wurzeltypen. Die fadenförmigen und dünnen Adventivwurzeln dienen lediglich der Aufnahme von Nährstoffen. Die bis 5mm dicken Zugwurzeln sind gefaltet und haben die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen. So können sie die Lilienknolle in die ideale Tiefe ziehen und dort halten.
An dem aufrechten, meist grünen Stengel sitzen die ungestielten Blätter wechselständig oder in Wirteln. Meist sind die Blätter mehr oder weniger lanzettlich geformt.
Die Lilienblüte ist endständig und kann als Einzelblüte, Traube oder selten Dolde erscheinen. Meist duftet sie, in der Dunkelheit sogar stärker, denn die sie bestäubenden Insekten sind meist Nachtschmetterlinge mit langem Rüssel, die besonders gut in die tiefe Blütenröhre hineinlangen können. Die weißen bis farbigen Blütenhüllblätter sind in zwei Kreisen zu je drei Blättern angeordnet und bilden im Zentrum der Blüte in speziellen Organen den Nektar. Selbstbestäubung ist sehr selten.

Lilie

Lilie (Lilium) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885) – Quelle: www.BioLib.de

Lilienfrüchte sind dreikammerige Kapseln in Walzenform, die bis 7,7 cm lang werden. In ihnen liegen die geflügelten Samen wie in einer Münzrolle. Neben Samen bilden Lilien auch Brutzwiebeln. Sie können sich an der unterirdischen Zwiebel entwickeln, aber auch in Blattachseln wachsen. Sie brauchen nach der Ablösung von der Mutterpflanze oft mehrere Jahre, bis sie zu einer blühfähigen Lilie herangewachsen sind.
Lilien wachsen an feuchten, aber gut drainierten Standorten im leichten Schatten oft in Horsten. Asiatische Arten steigen dabei in Höhen von 3.700 m. Manche Arten sind gefährdet, in Mitteleuropa allerdings werden sie grundsätzlich als “besonders geschützt” klassifiziert.
Das Lilienhähnchen ist ein hübscher kleiner lackroter Käfer. Er hat Lilien zum Fressen gern. Wenn diese Käferchen in Massen auftreten, können sie binnen weniger Tage ganze Lilienbestände bis auf den Stiel abfressen.
Vermutlich schon die Minoer haben die Madonnen-Lilie auf kretischen Wandmalereien abgebildet. Im antiken Griechenland galt die Madonnen-Lilie als Blume der Hera. Als Attribut einer Muttergöttin von untadeligem Lebenswandel kam die Madonnen-Lilie in die christliche Bildsprache. Sie begleitet die Muttergottes und definiert den Verkündigungsengel Gabriel.
Im antiken Griechenland bereitete man aus Blumen schmerzlindernde Salben zu. Neben Rosen wurden dafür auch Lilien gebraucht. Aber auch gegen Monatsbeschwerden, Verbrennungen und Verspannungen sollte sie helfen. Seit Plinius und Dioskourides weiß man, daß der schleimige Frischsaft aus Blättern und Zwiebeln, mit Honig, Essig und Rosenöl vermischt und zu Salben oder Tinkturen verarbeitet, bei Abszessen, Entzündungen, Frostbeulen und Neurodermitis lindernd hilft. Hildegard von Bingen wußte dies auch. Wegen dieser seit alters bekannten Heilwirkung ist die Lilie auch im “Capitulare de Villis” Karls des Großen aufgeführt und sollte in jedem Klostergarten und bei jeder Pfalz angebaut werden.
Die heraldische Lilie, die seit dem Hochmittelalter Symbol der französischen Könige ist, ist (botanisch gesehen) keine Lilie, sondern eine Iris (Schwertlilie).
Bis auf den Stiel sind die meisten Lilien eßbar. Besonders die Zwiebeln sollen ein wohlschmeckendes und durch die eingelagerte Stärke nahrhaftes Gemüse abgeben. Einige frische Blütenblätter in die Sauce Béarnaise verleihen ihr ein unvergleichliches Aroma.
Als Schnittblume sind Lilien erst seit etwa 80 Jahren in ihren verschiedenen Arten “modern”. Gute Floristen entfernen vor dem Verkauf die Staubbeutel aus den Blüten – den starkfarbigen Pollen kriegt man aus keiner Tischdecke oder Bluse wieder raus. Durch die weltweite Verbreitung der Lilien bekommt man sie für den Handel inzwischen rund ums Jahr.

© Amhara zu Agorá..

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