Eiserne Jungfrau

24. November 2013
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Folter

Die Eiserne Jungfrau ist in vielen Köpfen der Inbegriff der grausamen mittelalterlichen Folter überhaupt. Sie ist ein meist in Frauengestalt ausgestalteter Hohlkörper aus Holz oder Metall, der aufgeklappt werden kann und innen mit Nägeln oder Dornen bestückt ist. Die Unglücklichen sollen dort eingesperrt elendig zugrunde gegangen sein.

Eiserne Jungfrau im Museo de Tortura in Volterra / Italien

Eiserne Jungfrau im Museo de Tortura in Volterra / Italien
Foto: Landrichterin

Neben der wohl bekanntesten Eisernen Jungfrau in Nürnberg gibt es noch einige weitere Exemplare auf so mancher Burg oder auch in vielen Foltermuseen. Aber halt. Da stimmt etwas nicht. Gab es die Eiserne Jungfrau und die grausame Folter mit ihr überhaupt im Mittelalter? Inzwischen sind sich die Forscher einig. Nein. Entgegen vieler anderslautender Meldungen ist die Eiserne Jungfrau im Mittelalter eine Fälschung aus dem 19. Jahrhundert. Die Inspiration dürfte aus einer antiken Erzählung Nahrung erhalten haben. Polybios, seines Zeichens Geschichtsschreiber, hatte diese aufgezeichnet. König Nabis, welcher 207 bis 192 v. Chr. den griechischen Stadtstaat Sparta regierte, soll sich eine Eiserne Jungfrau anfertigen lassen haben. Optisch sei sie seiner Frau Apega nachempfunden gewesen. Arme, Hände und Brüste seien mit Spitzen bestückt gewesen. Die Eiserne Jungfrau soll in der Form zum Einsatz gekommen sein, dass Bürger, welche sich weigerten, den geforderten Tribut an den König zu entrichten, gezwungen wurden, sich in die schmerzhafte Umarmung der eisernen Apega zu begeben. In wie fern diese Erzählung auf Tatsachen beruht, ist ungeklärt.

Eiserne im Museum of medieval Torture instruments in Prag

Eiserne im Museum of medieval Torture instruments in Prag
Quelle: Landrichterin

Die angeblichen Nachweise für die Echtheit der Eisernen Jungfrau in Nürnberg und deren Verwendung im Mittelalter beruhten auf einer Chroniknachricht von 1533. Professor Johann Philipp Siebenkees legte diese 1793 vor und berichtete von der tödlichen Verwendung. Wenn man sich dagegen die sehr detaillierten Aufzeichnungen des Nürnberger Scharfrichters und Henkers Franz Schmidt anschaut, welcher als Meister Schmidt 1578 bis 1617 tätig war, dann stellt man fest, dass die Eiserne Jungfrau in keiner Form Erwähnung findet. Es wird vermutet, dass die Grundform der Eisernen Jungfrau im Mittelalter eine Art Schandmantel gewesen ist. Wie gesagt, wurden im 19. Jahrhundert dann die Spitzen im Inneren hinzugefügt und beflügelten so die Phantasie, dass die Eiserne Jungfrau sowohl als Folter- wie auch als Hinrichtungsinstrument zum Einsatz gekommen sei.

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Eiserne - Zeichnung - im Museum of medieval Torture instruments in Prag

Eiserne – Zeichnung – im Museum of medieval Torture instruments in Prag
Quelle: Landrichterin

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