Der Beruf des Schilderers im Mittelalter umfasste ein weites Feld. Die Bezeichnung an sich stammt von der frühen Aufgabe, Schilder für den Wehrschutz und auch zur Zierde farblich zu gestalten. Aus jenen Tagen hat sich bis heute das Innungskennzeichen erhalten: die drei Schilde des Maler- und Lackiererhandwerks. Dies lässt erahnen, in welche Richtung das weite Aufgabengebiet der Schilderer geht. Neben dem Verzieren von Schildern wurden Malereien auf den unterschiedlichsten Malgründen hergestellt. Beispielsweise wurde auf Glas, Seidentücher, Leinen, Holztafeln, aber auch Innen- und Außenwände von Häusern gemalt. Ähnlich vielfältig waren auch die Auftraggeber jener Arbeiten. Neben den Kunden aus dem kirchlichen Bereich gab es beispielsweise im spätmittelalterlichen Köln eine große Schicht reicher Bürger, welche sich die Dienste der Schilderer leisten konnten. Mit dem Beruf Schilderer ließ sich hier in Köln somit gutes Geld verdienen.
Wer im heutigen Köln durch die Schildergasse geht, eine beliebte Einkaufsstraße, steht genau an jenem Ort, an dem die Schilderer (also Maler) ihre Werkstätten hatten. In den Werkstätten beschäftigten, wie auch heute üblich, die Meister mehrere Gesellen. Auch wurde der Nachwuchs ausgebildet. Da für alle Handwerker in Köln, also auch die Schilderer, Zunftzwang bestand, wurden bei weitem nicht alle Gesellen später auch Meister. Der Beitritt zur Zunft war eine teure Angelegenheit, die sich nicht jeder leisten konnte. All dies zeigt schon, dass sich die Maler jener Zeit nicht als Künstler, sondern als Handwerker gesehen haben.
Ein anderes Detail verstärkt diese Annahme. Die Bilder zu jener Zeit trugen keine Signatur. Erst Albrecht Dürer begann seine Werke mit seinem Monogramm zu versehen. So sind zwar viele Werke aus dem Mittelalter bekannt, aber nicht deren Maler. Mit Erforschung der erhaltenen Kunstwerke ersann man eine Lösung, um den anonymen Künstlern verschiedene Werke zuordnen zu können. Der Stil der Werke wurde miteinander verglichen. Der Name des bedeutendsten Werkes wurde dann als sogenannter Notname für den Künstler verwendet. Selbstverständlich kommt es auch vor, dass aufgrund von neueren Forschungsergebnissen zum Vorschein kommt, dass einzelne Bilder bisher falsch zugeordnet wurden. Und so kann es auch sein, dass ein Künstler das Werk, welches zu seinem Notnamen führte, überhaupt nicht gemalt hat. Um weitere Verwirrungen zu vermeiden, bleibt es allerdings bei dem einmal vergebenen Namen.
Auch die Maler bzw. Schilderer im spätmittelalterlichen Köln signierten ihre Werke nicht. Aber einen Maler konnten die Wissenschaftler namentlich identifizieren: Stefan Lochner. Jener bereits genannte Albrecht Dürer führte Tagebücher, die bis heute erhalten blieben. Dort machte er auch Notizen zu seiner Reise nach Köln. Hilfreich war, dass er schrieb, er habe ganze 2 Weißpfennige zahlen müssen, um sich eine Altartafel von Meister Stefan anschauen zu können. Dies war damals eine hohe Summe. Die Wissenschaftler begaben sich anhand der Angaben auf die Suche nach Meister Stefan.
Der eine Ansatz war der Umstand, dass Dürer für das Betrachten der Altartafel Geld bezahlen musste. Zu jener Zeit aber waren die Kirchen frei zugänglich. So suchte man in unterschiedlichsten Quellen und stieß auf den Altar der Stadtpatrone. Dieser befand sich zu jener Zeit in der Ratskapelle. Hier war nun vorstellbar, dass Dürer auf einen Hausmeister oder ähnliches traf, welcher entlohnt werden wollte. Der zweite Ansatz war der Name Stefan. Mit der Bezeichnung “Meister” ging man davon aus, dass dieser in der Schildergasse seine Werkstatt besaß. Es trifft sich gut, dass auch die Grundbücher aus jener Zeit noch erhalten sind. Sie wurden damals in Truhen aufbewahrt. Davon lässt sich die Bezeichnung Schreinsbücher ableiten. In jenen Schreinsbüchern fanden die Wissenschaftler drei Männer mit dem Namen Stefan. Von zwei der Herren wusste man, dass diese sehr unbedeutend waren. So kamen diese nicht in Frage. Blieb nur noch Stefan Lochner.
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