Wie so vieles, das man nicht sofort verbrauchen und benutzen kann, ist auch die Mispel in Vergessenheit geraten. Sie gehört, wie Apfel und Birne, zum Kernobst und damit in die Familie der Rosengewächse.
Mispeln sind kleine sommergrüne Bäume – bis 5m hoch – mit krummem Stamm, der selten stärker als 50 cm wird, breiter Krone und eßbaren Früchten. Durch die Krone wirken sie “breiter als hoch”. Nur Kurztriebe tragen Früchte; die Jungtriebe der Wildform haben Dornen. Die auffällig großen Blüten – bis 5 cm im Durchmesser – sind typisch für die Rosengewächse, meist weiß, manchmal rosa, und erscheinen Ende Mai – Anfang Juni. Mispeln können sich selbst bestäuben. Dieses Obst ist bereits so früh kultiviert worden, dass sich seine Herkunft nicht mit Sicherheit bestimmen lässt. Man zählt Westasien, die Ukraine und den Kaukasus, den Balkan und Italien zum natürlichen Verbreitungsgebiet. Der Gattungsname “mespillus” bzw. “mespilion” war schon in der Antike ein Fremdwort unbekannter Herkunft. Im ‘Capitulare de Villis’ Karls des Großen werden Mispeln als Obstbäume aufgezählt, die angepflanzt werden sollen. Ihrer Herkunft entsprechend bevorzugt die Mispel etwas milderes Klima, obwohl sie Frost bis -20° aushält. Sie stellt nur geringe Ansprüche an den Boden und kann “alt” werden – in England gibt es Bäume mit 300 Jahresringen. Im Garten sollte der Boden wenig Kalk, dafür etwas Lehm haben – dann gedeiht die Mispel gut. Sie ist verhältnismäßig wenig anfällig für Krankheiten und Schadinsekten, aber für den von Bakterien übertragenen Feuerbrand.
Die Apfelfrüchte der Mispel reifen Ende Oktober, Anfang November. Sie sind bräunlich gefärbt – wenig ansehnlich – und tragen die Kelchblätter der Blüte als auffällige Krone. Die Früchte sind stark von Stützgewebe durchsetzt, was ihnen den Namen “Steinapfel” eingetragen hat. Kultursorten bringen es auf einen Durchmesser von 8cm, Wildfrüchte selten mehr als 3 cm. Nach Frost und/ oder längerer Lagerung sind die Früchte eßbar mit typischem säuerlich-aromatischem Geschmack. Meist aber nimmt man sie für die Herstellung von Marmeladen und Gelees. Durch die Lagerung werden Tannine und Fruchtsäuren abgebaut und der Zuckergehalt steigt. Man sollte die Echte Mispel nicht mit der “beim Türken” erhältlichen Japanischen Wollmispel (Loquat) verwechseln. Diese schmeckt auch roh und ohne gefrostet worden zu sein.
Mispelfrüchte wirken harntreibend, adstringierend und entzündungshemmend. Unreife Früchte wurden früher der Gerberlohe zugesetzt. Man kann sie aber auch Obstmost zusetzen, da die Tannine ein Ausflocken der Proteine bewirken und so die Trübung im Saft mindern. Das sehr harte Holz des Mispelbaumes ist gut für die Kunsttischlerei und für Intarsienarbeiten geeignet.
Als “Geldernsche Rose” sind Mispelblüten in einigen Stadtwappen enthalten, z.B. im Wappen der Stadt Viersen.
© Amhara zu Agorá
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