Ständeordnung des Mittelalters und ihre Legitimation

28. April 2013
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Die mittelalterliche Gesellschaft stützte ihre Machtverteilung auf die Ständeordnung. Diese umfasste, wie bereits beschrieben, die drei Stände umfassende Aufteilung (Kirche, Adel, freie Bauern und Bürger). Welchem Stand man angehörte bestimmte die Geburt. Nur in Ausnahmen war ein Wechsel möglich. Die Tradition der Ständeordnung legte also fest, dass die Menschen ein Leben lang in ihrem jeweiligen Stand verblieben.

Aber woher stammte diese Tradition? Nicht nur in Europa spielt die Religion hierbei eine zentrale Rolle. Für den christlichen Glauben in Europa versuchten die Scholastiker, welche in der Zeit vom 9. bis zum 15. Jahrhundert eine sehr einflussreiche philosophische und auch theologische Schule darstellten, eine göttliche, unabänderliche Weltordnung zu installieren. Das mittelalterliche Denken sah so aus, dass Gott eine Ordnung vorgegeben und jeder Mensch dort einen Platz hat. Dieses war ein statisches Gebilde welches bis auf das alte Rom zurückgriff. Der Himmel war, wie auch die Welt, in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt, denen die unterschiedlichen Stände zugeordnet waren.

Thomas von Aquin

Thomas von Aquin,
Bild von Fra Angelico (1395 – 1455)
Quelle: Wikipedia

Eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Ständeordnung spielte Thomas von Aquin. Ihm gelang es mit seinen Auslegungen das Abendland entscheidend zu beeinflussen. Für Thomas von Aquin waren in seiner Theorie die ethischen Verpflichtungen das entscheidende Element. Die Erfüllung der sozialen Pflichten sollte dazu dienen innerhalb der von Gott gewollten Ordnung sein Heil zu finden. Macht und Ökonomie waren für ihn nur untergeordnete Elemente. So ist es nicht verwunderlich, dass in der statischen Ständeordnung der Papst als Beherrscher der Kirche als zentrale Gewalt über den weltlichen Gewalten stand. Der feudalen Ständegesellschaft hatte Thomas von Aquin mit seinen Auslegungen die passende Rechtfertigung geliefert.

Wer nun denkt, dass die Ständeordnung nur im Mittelalter Bestand hatte täuscht sich. Insbesondere die konstitutionelle Monarchie beruft sich noch heute darauf. Für die heute demokratisch geprägten Staaten kann man sagen, dass diese sich erst mit Ende des Ersten Weltkriegs endgültig von den Traditionen, welche der mittelalterlichen Ständeordnung zugrunde gelegt waren, lösten. Noch der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. berief sich während seiner Regierungszeit 1888 bis 1918 darauf, dass er Kaiser von Gottes Gnaden sei.

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