Das Huhn, das keine Eier legen wollte

31. März 2013
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Jetzt zu Ostern kommt die Zei,t da die Bauern und Viehzüchter ihren Zehnt entrichten müssen. Das passiert in Form der Eierspende. Nun kam dieser Tage einer meiner Viehzüchter zu mir in meine Amtsstube. Mit gesenktem Kopf gestand er mir, dass er die geforderte Menge an Eiern nicht entrichten könne. „Mein Guter, wie kann das sein? Ihr habt doch genug Federvieh, wenn ich mich nicht irre.“ Ganz beschämt begann er dann, mir folgendes zu berichten.

Schweizerhuhn

Titel: Schweizerhuhn
Foto: Nienetwiler
Original-Datei: Schweizerhuhn
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by/2.5/ch/deed.en
(Quelle: Wikipedia)

„Auf meinem Hof habe ich, wie Ihr schon richtig angemerkt habt, eine ansehnliche Hühnerherde. Bisher allesamt fleißige Tiere. Über allen wacht ein Gockel und sorgt für Ordnung im Stall. Nach dem langen Winter habe ich nun festgestellt, dass eines der Hühner gar keine Eier legt. Ich hatte erst den Verdacht, dass der Gockel daran Schuld ist. Kurzer Hand bin ich los und hab mir einen anderen Gockel besorgt. Aber auch das hat nichts gebracht. Das blöde Huhn rennt den ganzen Tag rum, frisst den Anderen das beste Getreide weg, aber ans Eier legen denkt das blöde Vieh nicht. Ich habe schon überlegt, ob es nicht im Kochtopf landen sollte.“

Nun versuchte ich, den Mann zu beruhigen.

„Gut, dass Ihr zu mir gekommen seid. Gebt soviel ab, wie es die übrigen Hühner ermöglichen. Und versucht es mit dem Huhn noch einige Zeit. Vielleicht wird es ja noch was.“

Was keiner von uns wusste, dass genau dieses Huhn noch eine wichtige Rolle spielen sollte.

Einige Tage später, es war schon Gründonnerstag, wurde nun die Eierspende eingesammelt. Ich hatte es mir zur Tradition gemacht, den fleißigsten meiner Untertanen einen Besuch abzustatten und ihnen zum Osterfest Geschenke zu überbringen. So führte mich mein Weg auch an jenem Viehzüchter vorbei. Es war ein langer Tag gewesen und ich war auf dem Weg zurück nach Hause. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Plötzlich kam aus dem Dickicht, das den Hof zu den Feldern abgrenzte, eine dunkle Gestalt auf mich zugeschossen und riss mich vom Pferd. Ehe ich mich versah, riss der Wegelagerer mir den Beutel mit Talern vom Bund. Leider hatte ich in diesem Beutel auch meine Aufzeichnungen zu einem äußerst wichtigen Geschäft aufbewahrt, das ich in der Frühe abgeschlossen hatte. Völlig benommen lag ich am Boden und konnte nichts weiter tun, als dem Dieb hinterher zu sehen. Dieser hatte die ersten Schritte auf seiner Flucht getan, da kam ein Huhn angerannt. Aufgeplustert und wild fauchend rannte es genau auf die Gestalt zu. Wie von Sinnen begann es, auf den Dieb einzuhacken. Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit. Seine Versuche, dem Tier zu entkommen, schlugen allesamt fehl. Durch den Lärm aufmerksam geworden, eilten nun zahlreiche Knechte herbei. Selbst der Viehzüchter kam aus dem Stall. Gemeinsam rangen sie den Schurken nieder und fesselten ihn.

Sundheimer Huhn

Titel: Geflügelrasse “Sundheimer”
Foto: 4028mdk09
Original-Datei: Geflügelrasse Sundheimer
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
(Quelle: Wikipedia)

Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte nahm ich den Viehzüchter beiseite und frage ihn

„Mein Guter, ich wusste gar nicht, dass Ihr solch mutige Hühner habt.“

Selbst ein wenig verwirrt besah er sich das Huhn, es hatte sich wieder beruhig und saß bei ihm auf dem Arm, und er schüttelte den Kopf.

„Normalerweise sind sie auch recht schreckhaft. Aber seht her. Erinnert Ihr euch an das Huhn, dass keine Eier legen wollte? Ich war deswegen bei Euch gewesen. Dies ist es.“

„Und Ihr wolltet es in den Kochtopf stecken! Soviel Mut muss belohnt werden. Es soll nur das beste Getreide als Futter kriegen. Ob es Eier legen will, ist völlig gleich.“

Nach diesem Erlebnis entschloss ich mich dann, nicht nach Hause zu reiten. Diese Nachrichten sollten meine Mitstreiter von mir selbst erfahren. Ungläubig wurde ich gefragt:

„Du hast dich von einem Huhn retten lass? HAHAHA….“

So war noch lange schallendes Gelächter im Gasthaus zu hören.

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