Konrad I., der vergessene König

17. März 2013
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Konrad entstammt dem fränkischen Geschlecht der Konradiner, das durch treuen Königsdienst unter Arnulf von Kärnten an Reputation mächtig zugelegt hatte.

Ursprünglich im Lahngebiet begütert, kann sich die Familie in Hessen und am Mittelrhein sowie – nach langen Kämpfen in der Babenberger Fehde (897 – 906) – auch in Mainfranken eine führende Stellung erringen. Auf dem Stammsitz zu Weilburg wird Konrad um 880 geboren worden sein. Sein Vater ist Konrad der Ältere, Graf im Hessengau, Wormsfeld und im mainfränkischen Gozfeld; er ist 906 bei Fritzlar gegen Adalbert von Babenberg gefallen. Die Mutter Glismuoda überlebt ihren Sohn um sechs Jahre, sie stirbt am 26.04.924. Romantische Historiker wollten sie unbedingt zu einer unehelichen Tochter Arnulfs von Kärnten machen – das aber ist (wissenschaftlich vorsichtig ausgedrückt) extrem unwahrscheinlich.
Neben geistlichen Regenten ist Konrad von Franken als Verwandter (die Königinmutter Fürstin Uota war vermutlich “Konradinerin”) und womöglich einziger weltlicher Berater an der Regentschaft für König Ludwig das Kind beteiligt. In der Babenberger Fehde nimmt der König mit der Mehrheit seiner Berater Partei für die Konradiner gegen die Babenberger. Als Adalbert von Babenberg der Aufforderung, zum Hoftag in Tribur zu erscheinen, nicht nachkommt, wird er durch königliches Heeresaufgebot in seiner Burg Theres (heute Obertheres) belagert. Erzbischof und Erzkanzler Hatto von Mainz verspricht eidlich freies Geleit, und auf diese Zusicherung hin begibt der Babenberger sich in das königliche Heerlager. Dort wird er gefangen genommen, angeklagt und wegen Bruchs des Reichsfriedens verurteilt und enthauptet. Damit sind die Konradiner im Herzogtum Franken in einer unangefochtenen Machtposition. Die sächsischen Luidolfinger, die mit den Babenbergern versippt sind, verlieren so noch mehr von der Nähe zum König, die schon 899 dadurch gewaltig geschmälert worden ist, daß sie nicht in die Gruppe der Räte für Ludwig das Kind aufgenommen wurden. Auch dafür dürfte Hatto von Mainz vorrangig verantwortlich zeichnen. Im Gegenzug verlieren der König und die Konradiner Einfluß in Sachsen und Thüringen. Der Einfluß der Konradiner reicht ursprünglich bis nach Thüringen, Lothringen und an den Niederrhein. Dort ist Konrad spätestens seit dem Jahre 904 Laienabt des Klosters Kaiserswerth und kann über die Einkünfte der Kommunität verfügen. Ab 906 ist Konrad Herzog der Franken. In Lothringen hat sein Onkel Gebhard seit 903 die Herzogswürde inne; er fällt im Jahre 910 bei Augsburg gegen die Magyaren.
Adelsfehden in den einzelnen Stammesgebieten der Franken, Alemannen und Baiern, wiederholte Raubzüge der Magyaren und die Schwäche des karolingischen Königtums führen zur Etablierung regionaler Mittelgewalten, den späteren Herzogtümern. Am 04.07.907 erleiden die Baiern eine katastrophale Niederlage gegen die Magyaren, 909 ziehen die Reiterkrieger bis nach Alemannien, 910 erringen sie einen Sieg gegen das Reichsheer auf dem Lechfeld. Auch später bleibt Konrad gegen die Magyaren untätig – die regionalen Fürsten sind auf sich allein gestellt.
Am 24.09.911 stirbt König Ludwig das Kind mit 18 Jahren, unverheiratet und ohne Nachkommen. Franken und Sachsen wählen auf dem Hoftag zu Forchheim 911 wohl auf Betreiben Erzbischof Hattos von Mainz den nächsten Verwandten mütterlicherseits, nämlich Konrad von Franken, zum neuen König, Schwaben und Baiern schließen sich in Nachwahlen an. Die ostfränkischen Adligen übergehen damit den Karolinger im Westfrankenreich, König Karl III. “le Simple”, während der lothringische Adel den Karolingerkönig Karl III. zur Machtübernahme einlädt.  Konrad kann in drei Kriegszügen diesen “Abfall” Lothringens nicht verhindern. Damit verliert er auch den Zugriff auf das ausgedehnte karolingische Reichsgut in Lothringen, das das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des fränkischen Gesamtreichs darstellte, sowie auf die Königsstädte und Bistümer Trier und Aachen.

KonradUrkunde

Schenkungsurkunde Konrads I. an das Kloster Fulda vom 12.04.912 (Quelle: Wikipedia)

Allerdings waren Bistümer und Königsherrschaft auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. So fördert Konrad besonders die karolingischen Reichsabteien, wobei Lorsch, St. Emmeram in Regensburg und Fulda seine besondere Gunst genossen. Als Gegenleistung für besondere Rechte darf der König den “Königsdienst” erwarten. Die Versorgung der königlichen Hofhaltung auf der Durchreise, die personellen und sachlichen Dienstleistungen im Kriegsfall und die politischen Aufgaben des Abtes sind hierbei die wichtigsten Aufgaben.
Als König versucht er, die drohende Auflösung des Reichsverbandes zu verhindern, der seine Familie in der Babenberger Fehde kräftig Vorschub geleistet hatte. Daher ist seine Regierung durch ständige Konflikte mit aufstrebenden Herzögen belastet. Zur Befriedung solcher Konflikte heiratet Konrad im Jahre 913 die verwitwete Baiern-Herzogin Kunigunde, Schwester des aufstrebenden Alemannen-Herzogs Erchanger und Mutter des aufstrebenden Baiern-Herzogs Arnulf, aber aus dieser Ehe gibt es keine Nachkommen. Möglicherweise war die Gattin mit fast 40 Jahren schon zu alt für eine weitere Schwangerschaft. (“Späte” Mütter sind erst im 21. Jahrhundert fast die Regel…) Dadurch aber kann Konrad keine eigene Königsdynastie begründen. Kunigunde stirbt an einem 07.02. und wird auf ihren Wunsch hin im Kloster Lorsch beigesetzt.
Die Aufstände in den einzelnen Stammesgebieten beschränken Konrad ab 913 ganz auf seine fränkischen Stammlande.
Nach dem Tode Ottos des Erlauchten von Sachsen am 30.11.912 versucht er, den Nachfolger Heinrich zu schwächen, indem er ihm einen Teil der väterlichen Lehen (vor allem thüringische) vorenthält. 913 scheitert auch sein letzter Versuch, Lothringen mit Heeresmacht zurückzugewinnen, während Herzog Arnulf von Baiern mit den Brüdern Erchanger und Berchthold von Schwaben und dem Grafen Udalrich vom Argengau die Magyaren am Inn schlagen kann.
Im Jahre 915 führt Konrads Bruder Eberhard einen Heerbann gegen Heinrich von Sachsen und unterliegt in blutiger Schlacht vor der Eresburg. Auslöser ist das Vorgehen Heinrichs gegen Mainzer Besitzungen in seinem thüringischen Lehen; nach seinem Erfolg rückt er weiter nach Franken vor und Konrad muß die Belagerung des Hohentwiel, auf dem sich der Alemannenfürst Burchard verschanzt hat, aufgeben. Statt desssen wendet sich der König gegen die Pfalz Grona (bei Göttingen), ohne daß es hier zu einem Kampf kommt. Konrad zieht ab, ohne die Veränderungen im Weserland rückgängig machen zu können. Da sich Heinrich mit dem Erreichten zufrieden gibt und den Zug Konrads gegen seinen Stiefsohn Arnulf von Baiern nicht für weitere Eroberungen ausnutzt, müssen die beiden sich vertraglich geeinigt haben.
916 kann der König den bairischen Herzog ins Exil nach Ungarn vertreiben und die wichtige Pfalz Regensburg erobern. In Baiern wie in Alemannien steht der Episkopat auf Seiten des Königs. Bezeichnenderweise fehlen die sächsischen Bischöfe auf der Synode von Hohenaltheim, die das Königtum stärken sollte. So wird der Abfall vom König als “christus Domini” mit der Todesstrafe bedroht. Doch die Hinrichtung des Herzogs Erchanger von Alemannien und seines Bruders im Jahre 917 bringt nichts, da nun Burchard II., Markgraf von Rätien, als Rechtsnachfolger auftritt. Als Arnulf aus Ungarn zurückkehrt und in Baiern wieder die Macht erringt, wird König Konrad bei den sich anschließenden  Kämpfen so schwer verwundet, daß er sich davon nicht mehr erholt. Von da an reist Konrad vorwiegend zu Schiff an seine Residenzorte: Frankfurt, Würzburg, Tribur, Forchheim.
Gestorben ist König Konrad I. am 23.12.918 auf seinem Stammsitz zu Weilburg und wurde auf eigenen Wunsch in der Abteikirche des Klosters Fulda beigesetzt.

© Amhara zu Agorá

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