Die letzten Karolinger im Ostfränkischen Reich

3. März 2013
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Arnulf von Kärnten, *~850, ist ein unehelicher Sohn König Karlmanns und der Liutswind, vermutlich eine Schwester des nordgauischen (bairischen) Grafen Ernst, und Enkel Ludwigs des Deutschen.
Als unehelicher Sohn hat Arnulf keine Erbansprüche, wird von seinem Vater aber standesgemäß erzogen und ausgestattet: ab 876 ist Arnulf Markgraf von Karantanien und Pannonien und hat sich mit den östlich angrenzenden Völkerschaften und Reichen auseinanderzusetzen. Speziell sind dies die Mährer, später auch die nomadischen Magyaren.
Ab 887 ist Arnulf in der Nachfolge seines Onkels Karl III. König des Ostfränkischen Reiches, bestehend aus den Landesteilen Lothringen, Sachsen, Franken, Alemannien und Baiern.

2 Siegel_Arnulfs_von_Kärnten

2 Siegel Arnulfs von Kärnten, li. nach 888 als König, re. ca. 896 als Kaiser (Quelle: Wikipedia)

Durch seinen Sieg 891 über die Normannen beendet er die Beutezüge der Skandinavier in das ostfränkische Reich. Von 894 an kann er den Titel eines Königs von Italien führen (womit vor allem die norditalienische Lombardei gemeint ist), und die letzten drei Jahre seines Lebens ist er sogar Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (896-899).
Ungefähr 888 heiratet er die damals etwa 15jährige Uota, die möglicherweise eine Fränkin aus der Familie der Konradiner gewesen ist. Für  Uota ist keine Morgengabe überliefert, dafür aber ein „Wittum“. Sie wird auch nie zur Königin, geschweige denn zur Kaiserin, gekrönt. Keine der  Mütter seiner mindestens drei unehelichen Kinder hat er geheiratet,weil sie möglicherweise nicht standesgemäß waren. Vielleicht bestand die Beziehung zu seiner Nebenfrau Ellinrat trotz der Eheschließung weiter.
Im Jahre 891 macht Arnulf den Erzbischof von Mainz, Hatto III., zum Erzkanzler. Dieser entstammt einem alemannischen Adelsgeschlecht und war schon vorher (ab 888) Abt der Klöster Reichenau und Ellwangen gewesen. Spätestens 887 haben die beiden sich kennen gelernt; von diesem Zeitpunkt an ist Hatto ein Gefolgsmann Arnulfs. Dieser versorgt seinen Erzkanzler zusätzlich zu der Abtswürde in Reichenau und Ellwangen auch noch mit den Klöstern Lorsch, Weißenburg (im heutigen Elsaß) und Klingenmünster (in der heutigen Pfalz). Dies bedeutet nicht nur Rang und Namen, sondern auch Einkommen. Der hoch gebildete und persönlich wohl auch gewinnende Geistliche wird zum Taufpaten und Miterzieher (zusammen mit  Bischof Adalbero von Augsburg) Ludwigs des Kindes.

zwentibold

Zwentibold im Stammbaum der Karolinger (Handschrift ca. 1250; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; Quelle: Wikipedia)

Den ältesten Sohn Zwentibold, der vor 873 geboren ist, macht er trotz der Geburt Ludwigs mit Zustimmung der dortigen Adelsversammlung 895 zum König von Lothringen und verheiratet ihn 897 mit Uota von Sachsen, einer Tochter Herzog Ottos des Erlauchten und Schwester von Heinrich dem Vogler. Uota tut es einer Ahnfrau gleichen Namens nach, die das sagenhafte Alter von 107 Jahren erreicht haben soll, und wird sehr alt: geboren um 875 stirbt sie erst an einem 02.07. nach 952 – sie ist also mindestens 77 Jahre alt geworden. Zwentibold fällt am 13.08.900 im Kampf um seine Krone gegen die Grafen im Metzgau und in der Folge wendet sich der lothringische Adel dem westfränkischen karolingischen König Karl III. “le Simple” zu.
Die Tochter seiner Nebenfrau Ellinrat wurde von Markgraf Engelschalk von der Ostmark entführt und geheiratet. Die Nebenfrau wird noch in einer Urkunde vom 24.05.914 als lebend genannt und scheint Respekt genossen zu haben. Der jungen Frau gelingt es zwar, Vater und Gatten miteinander auszusöhnen, aber seiner eigenmächtigen Politik wegen wird Engelschalk wenig später (893) von baiuwarischen Adligen in Regensburg ergriffen, geblendet und hingerichtet. Arnulfs Tochter könnte im Jahr darauf Heinrich „mit dem goldenen Wagen“ aus dem Hause der Welfen geheiratet haben – wenn diese Notiz nicht fünfzig Jahre später eingeordnet werden muß und sich dann auf eine andere “Atha von Hohenwarth” bezieht.
Der ebenfalls uneheliche Sohn Ratold – ein Halbbruder Zwentibolds – begleitet den Vater als Siebenjähriger auf dem Italienzug 896 und bleibt als dessen Stellvertreter in Mailand. Dort soll er eine Teilherrschaft – als Erbe wie sein Bruder Zwentibold – erhalten. Allerdings geht dieser Plan nicht auf: Kaiser Lambert kehrt zurück, der sich mit Karl III. von Frankreich verbündet hat, und das Kind muß zurück nach Deutschland fliehen. Auf dem herrscherlichen Italienzug hat Uota ihren Gatten nicht mit dem etwa zweijährigen Ludwig begleitet; wir wissen nicht, warum.  Möglicherweise war das Kind kränklich – das war Ludwig zeitlebens. Doch der Vater ist nicht gesünder: in Italien erleidet er einen Schlaganfall. Im Juni 899 – dem Kaiser ging es immer schlechter – wird Uota vor einem Reichstag in Regensburg des Ehebruchs beschuldigt. 72 Adlige leisten für sie Reinigungseide, sodaß die Anklage fallen gelassen wird. Der Chronist bemerkt seufzend: “Dieser Prozeß wäre nicht notwendig gewesen…“ Mit dieser Diffamierung beabsichtigt man, die Ehelichkeit Ludwigs (und damit seine Erbberechtigung) in Zweifel zu ziehen. Arnulf stirbt am 08.12.899 an den Folgen eines zweiten Schlaganfalls und wird im Kloster St. Emmeram zu Regensburg beigesetzt. Dort findet auch sein Nachfolger Ludwig das Kind später seine letzte Ruhe – wie vielleicht auch die Mutter Uota.
Sein Sohn und Nachfolger Ludwig das Kind (* 893) vergabt auf Anraten seiner Vormünder 901 und 903 das Wittum seiner Mutter fast vollständig an verschiedene Bistümer, nur ein Hof in Nassau bleibt ihr. Die Urkunde vom 30.11.903 ist das letzte „Lebenszeichen“ der Fürstin, das auf uns gekommen ist. Die Vormünder, Berater und daher Regenten für den kindlichen König sind Hatto I. von Mainz, bis zu seinem Tode im April 909 Adalbero von Augsburg und Salomon III. von Konstanz. Besonders Hatto scheint bei aller äußeren Freundlichkeit durchaus skrupellos gewesen zu sein. Entgegen seinem Versprechen auf freies Geleit wird Adalbero von Babenberg im Jahre 906 hingerichtet und ein Attentat auf Heinrich von Sachsen – immerhin durch die Ehe Zwentibolds mit Ludwig versippt – versucht.

© Amhara zu Agorá

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