Osterlachen

8. April 2012
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Ging es während der Fastenzeit streng zu – wehe, jemand hatte die Fastenregeln gebrochen oder sang ein fröhliches Frühlingslied während der Leidenszeit. Das durften nur die unverständigen Vögel. -

Wiener Hofprediger Abraham a Sancta Clara

Wiener Hofprediger Abraham a Sancta Clara - Quelle: Wikipedia

Ostern war alles anders: Da gab es ein von der Kanzel erwünschtes Lachen. Der Pfarrer hatte die Aufgabe, seine Schäfchen während der Predigt zum Lachen zu bringen. Die Kirchgänger kamen am Ostersonntag schon voller Vorfreude in die Kirche, stupsten sich gegenseitig an und tuschelten. Je nach dem, ob Hochwürden ein Miesepeter im alltäglichen Leben oder ein fiedeler Gottesmann war, konnte es interessant werden, war es doch seine HEILIGE PFLICHT, das Gottesvolk zum Lachen zu bringen. Die Herren Theologen fanden dafür auch einen würdigen lateinischen Namen – “risus paschalis”- so konnte jeder tumbe Laien erkennen, was für eine ernste und gewichtige Aufgabe von der Geistlichkeit für ihn vollbracht wurde. Die Osterpredigt hatte das Ziel, die Hörer nach der Zeit des Leidens und des Gedächtnisses des Leidens zum Lachen zu bringen. Das Kirchenvolk hatte wirklich was zu lachen. Ei, war Hochwürden ein lustiger Gesell, so störte sich niemand daran, um seinen Kirchenschlaf gebracht worden zu sein. Wenn der Pfaffe für seine Sauertöpfigkeit und sein Murren bekannt war, so waren sein linkisches Auftreten und seine kläglichen Versuche, komisch zu wirken, um den Trauergeist zu vertreiben, schon wieder komisch.

Vom Mittelalter bis heute gibt es diesen Brauch. Hier soll doch der Teufel verspottet werden und die Gemeinde lachen, dass die Kirchenmauern wackeln. Da zauberten Pfarrer wie der Wiener Hofprediger Abraham a Sancta Clara angeblich selbst gelegte Eier aus ihren Gewändern. Anno 1518 kritisierte der Reformator Johannes Oekolampad die Osterbräuche am Baseler Münster, wo Priester bald wie Gänse schnatterten, bald wie ein Kuckuck riefen.

Jesus ist auferstanden – er ist der Sieger über Hölle und Tod. Ostern ist der Tag der Freude.  Vor den Kirchenportalen traten Gaukler auf. Es durfte wieder getanzt werden. Der Tanz um die Dorflinde und später um den Maibaum bringt es zum Ausdruck. An diesem Tag hörte man im Mittelalter überall aus den Kirchen ein schallendes Lachen, das Osterlachen.

Thalassa von Kerygma

 

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