Karl der Große

28. Oktober 2012
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(lateinisch Carolus Magnus, Karolus Magnus, französisch und englisch Charlemagne)

Als Karl im Jahre 768 der Nachfolger seines Vaters Pippin und von den Franken zum König gewählt wurde, umfasste sein Reich das heutige Frankreich, Belgien, Holland, das Rheinland bis zur Mosel und dem Main und Thüringen. Außerhalb der Reichsgrenzen lagen Sachsen und Bayern.

Karls I. Kaiserkrönung

Karls I. Kaiserkrönung
(Quelle: Wikipedia)

Über Karls Lebenslauf fließen die Informationen sehr ungleichmäßig. Während für die mittleren und späten Jahre im Vergleich mit anderen mittelalterlichen Herrschern ungewöhnlich reiches Quellenmaterial, vor allem Einhards Biographie (Vita Karoli Magni) und Werke und Briefe Alkuins, zur Verfügung steht, ist kaum etwas über Kindheit und Jugend in Erfahrung zu bringen, zumal Einhard sein möglicherweise vorhandenes Wissen nicht mitteilt. Nicht einmal sein Geburtsdatum ist bekannt. Seine offenkundig beträchtliche Bildung kann er kaum erst im Erwachsenenalter erworben haben. Möglicherweise wurde er wie sein Bruder Karlmann in St. Denis erzogen.

Vita Karoli Magni

Vita Karoli Magni
(Quelle: Wikipedia)

Sein Geburtsdatum ist, wie gesagt, umstritten. Wahrscheinlich ist der 2. April 747 oder 748. Selbst sein Geburtsort ist unbekannt. Seine Mutter hieß Bertrada und war die Frau Pippins des Jüngeren. Sein Bruder Karlmann starb in jungen Jahren.

Latein war am Hof fraglos eine der gesprochenen Sprachen und angesichts der internationalen Zusammensetzung der Hofgesellschaft sogar die einzige, die allen oder doch den meisten zu Gebote stand. Dazu kam die ständige Präsenz des Lateinischen als Sprache der Liturgie. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Karl durch seine Gesetze positiven Einfluss auf den Handel, das Recht und die Wirtschaft nahm. Er hob die Stammescodices auf und vereinheitlichte das Recht durch seine königlichen (später kaiserlichen) Dekrete.

Kaiserthron im Aachener Dom

Titel: Kaiserthron im Aachener Dom
Foto: Holger Weinandt
Original-Datei: Kaiserthron im Aachener Dom
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
(Quelle: Wikipedia)

Karls Reformen unterbanden die Spekulation und Profitsucht, indem er Preise für Getreide und Brot festsetzte. Er ließ Münzen mit gleichbleibender Bezeichnung und gleichbleibendem Metallgehalt prägen. Sie ersetzten die verschiedenartigen Zahlungsmittel der unterschiedlichen Regionen. Während Karls Regierungszeit erlebte der Fernhandel einen beachtlichen Aufschwung.

Obwohl die Moslems das Mittelmeer beherrschten, war es möglich, durch jüdische Kaufleute, die eine unschätzbare Brücke zwischen beiden feindlichen Lagern bildeten, den Fernhandel wieder zu beleben. Die jüdischen Händler wurden von Karl mit Garantien abgesichert, die bis ins 11. Jahrhundert ein achtbares Geschäftswesen aufblühen ließen. Mit dem Beginn der Kreuzzüge und der ersten Judenverfolgung endete diese Ära.

Auch in der Landwirtschaft gab es Änderungen. Viele Erfindungen, die es schon in der Römerzeit gab, wurden für West- und Mitteleuropa wiederentdeckt wie die Wassermühlen oder der schwere Pflug, der von Ochsen gezogen wurde. Die Dreifelderwirtschaft wurde eingeführt. So konnten mehr Menschen versorgt werden. Hungersnöte, die durch schlechte Witterung, Hitze oder Frost verursacht wurden, wurden seltener.

Nach einem zeitgenössischen Bericht besaß Karl 1615 Güter, die von fähigen Verwaltern betreut wurden. Ihr Reingewinn, Kriegsbeute und die Zuwendungen seiner Anhänger erreichten es, dass die Untertanen keine Geldsteuern entrichten mussten, sondern ihre Abgaben an den Thron, den Fron (Fro=Herr), in Form von Dienstleistungen abgelten konnten. Die eigentliche Steuer war der „Zehnte“ (10% der Erträge) der Landbesitzer an die Kirche.

Um das große Reich sinnvoll und effizient zu führen, brauchte es verantwortungsvolle, gebildete und verlässliche Helfer. Dem König unterstanden ein Kämmerer (Finanzminister), ein Marschall (Kavallerie), der Mundschenk (Ernährungsminister), der Truchseß (Vorsteher der Hofhaltung) sowie der Kanzler (Leiter der Hofkapelle). Den Pfalzgrafen (Vorsteher der zahlreichen Königsburgen, der Pfalzen) oblag es, die Königsburgen für zeitlich befristete Nutzung als Regierungssitz instand zu halten und sie langfristig wirtschaftlich zu leiten.

Im 7. Jahrhundert zur Zeit der Merowinger und in der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung unter Karl Martell und Pippin war der Bildungsnotstand erheblich. Doch für einen gut gehenden Staatsapparat brauchte es gut geschulte Regierungsbeamte. Wie dieses Problem gelöst wurde, werden wir in der nächsten Ausgabe erfahren.

 

© Thalassa von Kerygma

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