Etwas auf die lange Bank schieben

7. Oktober 2012
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Sprichwörter und Redewendungen

 

Wer etwas „auf die lange Bank schiebt“, verzögert bewusst eine lästige Entscheidung oder Erledigung und drückt sich somit vor seiner Aufgabe.

Der Ursprung dieser Redewendung ist im mittelalterlichen Gerichtswesen zu suchen.

Die erste Erklärung geht auf die Truhen zurück, in denen früher die Gerichtsakten aufbewahrt wurden. Waren die Truhen voll, wurden die Akten einfach oben auf der Truhe abgelegt. Kamen nun noch neue Fälle hinzu, wurden die bereits abgelegten Akten verschoben, um Platz für die neuen zu schaffen. Da die Truhen auch als Sitzbänke dienten, festigte sich der Begriff der langen Bank, auf denen die Akten immer weiter geschoben wurden.

Angeblich sollten die faulen Richter im Reichskammergericht zu Wetzlar keinen Platz mehr auf ihrer langen Bank gehabt haben und daher die neu hinzukommenden Akten an einem Seil unter die Decke gehängt haben. Daraus soll sich dann der Begriff des „schwebenden Verfahrens“ abgeleitet haben. Die langsame Arbeitsweise der wetzlarer Richter war übrigens ein Bummelstreik, weil sie sich in die Provinz abgeschoben fühlten.

Eine andere Erklärung geht von der Bank aus, auf der die Schöffen saßen. Die Schöffen waren wichtige Bestandteile des Gerichtswesens und mussten den Beschuldigten Fragen stellen, um die Wahrheit zu finden. Nach Sonnenuntergang durften keine Urteile gefällt werden und so mussten oftmals die Verhandlungen abgebrochen und am folgenden und weiteren Tagen fortgesetzt werden. Kamen die Schöffen zu keinem eindeutigen Ergebnis, musste die Verhandlung an eine höhere Instanz verwiesen werden. Dort saßen noch mehr Schöffen auf einer noch längeren Bank und stellten erneut ihre Fragen.

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