Es war Sommer, aber nicht sonderlich warm. Das kleine Städtchen Rübenburg lebte mehr schlecht als recht vom Rübenanbau. Die Bürger waren redliche, fleißige Leute. Große Reichtümer konnten sie jedoch nicht anhäufen.
Die Straßen des Städtchens waren immer schmutzig, weil die vielen Fuhrwerke mit Rüben durch den Ort fuhren. Die Bürger der Stadt beschlossen, dass sich etwas ändern muss.
In einer Versammlung im Rathaus, wo außer der uralten Frau Schmitz alle Bürger versammelt waren, wurde folgender Beschluss gefasst:
Direkt vor den Toren der Stadt sollte eine große Weide geschaffen werden, auf der viele Ziegen stehen . Die Ziegen sollten dann mit den Rüben gemästet werden und Milch für die Kinder geben. Aus den Häuten der Tiere sollte Leder gewonnen werden, was der Stadt zu mehr Reichtum verhelfen sollte.
Der Plan wurde schnell in die Tat umgesetzt und die Bürger waren zufrieden. Das Städtchen war sauberer und ruhiger als früher, wo noch die Rübenkarren durch die Straßen rumpelten. Doch wenn der Wind ungünstig stand, rümpften die Bürger die Nasen. Den strengen Geruch der Ziegen hatten sie nicht bedacht. Und als dann die Gerber mit der Lederproduktion begannen, wurde es unerträglich. Der strenge Geruch der Ziegen wurde vermischt mit dem bestialischen Gestank der Gerbereien.
Erneut fand eine Versammlung statt. Nun sollte die Anzahl der Ziegen stark reduziert und statt dessen Schweine gemästet werden. Statt Leder wollten die Bewohner der Stadt sich nun der Produktion von Trockenfleisch zuwenden. Auch dieser Plan war schnell in die Tat umgesetzt.
Die Stadt blühte auf und die Bürger hatten immer Fleisch in ihren Töpfen, was früher höchstens an besonderen Feiertagen der Fall war. Die Kunde vom Angebot großer Mengen hochwertigen Trockenfleisches sprach sich schnell im gesamten Kaiserreich herum. Täglich reisten viele Händler in das Städtchen, um das Fleisch zu kaufen.
Die Bürger der Stadt und auch die Stadt selbst profitierten sehr stark von der großen Nachfrage. Die meisten Familien hatten mehr Vorräte in ihren Kammern, als sie zum Leben benötigten. Und so mancher füllte seine Geldbeutel mit klingender Münze.
Nur einen Haken hatte die ganze Sache. Wenn irgendwo der Name Rübenburg erwähnt wurde, reagierten die meisten Leute mit dem Ausspruch: „Ah, ja, die Schweinestadt!!“ Und die wenigsten meinten dies als Anerkennung, denn zu einem Luftkurort hatte auch die Schweinezucht den Ort nicht werden lassen.
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