Der Deutsche Orden

19. August 2012
Von

Ritter

Der vollständige Name dieses Ordens lautet. „Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“, lateinisch „Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum“. Der auch Deutschherren- oder Deutschritterorden genannte Orden ist eine geistliche Ordensgemeinschaft. Mit dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Grabesrittern steht er in der Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge.

Flagge des Deutschen Ordens

Flagge des Deutschen Ordens (Quelle: Wikimedia)

Nach der Niederlage der Kreuzritter 1187 ging die  Hauptstadt des Königreiches Jerusalem an Saladin. Daraufhin begann der Dritte Kreuzzug 1189. Die Kreuzfahrer versuchten, von den verbliebenen Stützpunkten an der Küste aus, Jerusalem zurückzuerobern. Die erste Stadt auf dem Weg nach Jerusalem war Akkon. Während der Belagerung von Akkon (1189-1191) herrschten katastrophale hygienische Verhältnisse im Lager der Kreuzfahrer. Es war vollständig von muslimischen Truppen blockiert. Über See angereiste Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck gründeten daher dort ein Feldspital. Eine Legende besagt, das das Segel einer Kogge, über die Kranken gespannt, das erste Spital des Deutschen Ordens gewesen sein soll.
Nach der Eroberung Akkons blieb das bewährte Spital bestehen. Die dort dienenden Ordensbrüder nahmen die karitativen Regeln der Johanniter an, und benannten ihr Spital nun „St. Marien-Hospital der Deutschen zu Jerusalem“. Dieses Spital bestand bis 1187 in Jerusalem und das neue Spital sollte daran erinnern. In Jerusalem sollte auch, nach dem Sieg über die Muslime, das Haupthaus des Ordens errichtet werden. Durch Schenkungen gewann das Spital an wirtschaftlicher Bedeutung. Auch erhielt der Orden militärische Aufgaben und gewann weiter an Bedeutung. Am 6. Februar 1191) erwirkte Kaiser Heinrich VI. schließlich die offizielle Anerkennung des Hospitals durch Papst Clemens III..
Nachdem der Dritte Kreuzzug durch den Tod Heinrichs VI. frühzeitig und erfolglos abgebrochen wurde, sollte ein vom deutschen Adel geprägter Ritterorden über familiäre Beziehungen und Lehensabhängigkeiten als politischer Verbündeter des künftigen Herrschers im Reich dienen. Bis dahin verfügten die um den vakanten Kaiserthron streitenden Machtgruppen der Staufer und Welfen in Outremer über keine ihre Interessen vertretende klerikale Institution. Deutsche Interessen im nationalen Sinn waren allerdings im Heiligen Römischen Reich unbekannt. Auf Betreiben Wolfgers von Erla und Konrads von Querfurt wurde schließlich 1198 die Gemeinschaft der einstigen Krankenpfleger, nach dem Vorbild der Templer und Johanniter,  in den Stand eines Ritterordens erhoben. Erster Hochmeister war Heinrich Walpot von Bassenheim.

Der Deutschordensstaat, Preußen, die Fürstbistümer und die übrigen Staaten in Livland 1410

Der Deutschordensstaat, Preußen, die Fürstbistümer und die übrigen Staaten in Livland 1410 (Quelle: Wikimedia)

Nach der Erhebung zum Ritterorden beteiligte sich der Orden an der deutschen Ostkolonisation im Verlauf des 13. Jahrhunderts. Im Baltikum gründete der Orden einen eigenen Staat, den Deutschordensstaat. Am Ende des 14. Jahrhunderts umfasste dieser ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern.
Die Mitglieder des Ordens waren auf die Gelübde der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams verpflichtet.
Neben militärischen Aufgaben blieben zunächst Krankenpflege und Armenfürsorge wichtige Schwerpunkte der Ordenstätigkeit. Durch Schenkungen und Erbschaften fielen den Ordensrittern beträchtlicher Landbesitz und zahlreiche Hospitäler zu. Letztere wurden von Ordenspriestern und Halbbrüdern weiter betrieben.
Stimmrecht im Generalkapitel wurde hingegen nur Ritter- sowie Priesterbrüdern zugebilligt. Wie alle Ritterorden des Mittelalters bestand der Deutsche Orden zunächst aus:
Ritterbrüdern: Sie waren die militärische Kraft des Ordens. Es konnte jeder zum Ritter geschlagene Mann in der Anfangszeit mit der Profess unter dem Beistand eines glaubwürdigen Bürgen zum Ordensritter avancieren. Ab dem späten 15. Jahrhundert war die Würde eines Ritters gebürtigen Adligen vorbehalten. Vorher waren Adlige, Stadtbürger sowie überwiegend Ministeriale anzutreffen. Obwohl die Ritterbrüder oft mit ritterlichen Mönchen assoziiert wurden, galten sie doch faktisch als Laien. Das Institut der Professritter existierte bis 1929.
Priesterbrüdern: Den Ordenspriestern oblag die Einhaltung der Liturgie und die Durchführung sakraler Handlungen.  Im Verlauf des Mittelalters fanden die Priesterbrüder aufgrund ihrer schriftkundigen Bildung Verwendung als Chronisten oder Kanzleibeamte der Ordensgebieter. Ihr Wirkungsspektrum blieb auf diese Tätigkeitsfelder beschränkt, aus ihren Reihen stammten jedoch auch die Bischöfe des Ordens.
Sariantbrüdern: Es handelte sich um bewährte nichtadelige Laien, die als leichtbewaffnete Kämpfer, Kuriere oder untergeordnete Verwaltungsbeamte dienten. Sariantbrüder gab es nur bis zum Ende des Mittelalters.
Dienenden Halbbrüdern (sogenannte Halbkreuzler): Diese Gruppe erledigte untergeordnete Arbeiten in Hof- und Haushaltung, versah aber auch Wachdienste. Der Zweig der dienenden Halbbrüder existierte bis zum Ende des Mittelalters.
Die Mitglieder des Ordens sind heute regulierte Chorherren. Der Orden hat gegenwärtig 1100 Mitglieder, darunter 100 Priester und 200 Ordensschwestern, die sich vorwiegend karitativen Aufgaben widmen. Der Hauptsitz befindet sich heute in Wien.

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2 Responses to Der Deutsche Orden

  1. Christoph
    19. August 2012 at 14:24

    Schöner Artikel.Kurz und prägnant.Überhaupt habt ihr hier eine sehr informative und interessante Seite bei der ich immer mal wieder gerne reinschau.Weiter so.

    • nickless
      20. August 2012 at 18:22

      Hallo Christoph
      Freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat. Und auch vielen Dank für dein Lob für die Mittelaltergazette. Wenn dir unsere Seite gefällt, haben wir ja alles richtig gemacht. :)

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