Was geschah am 29. Juli 1507?

29. Juli 2012
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Was geschah am ... ?

Martin Behaim starb am 29. Juli 1507 in Lissabon, Portugal, auch Martin Bohemus, portugiesisch: Martinho da Boémia und lateinisch: Martinus de Boemia genannt. Er war ein deutscher Tuchhändler aus Nürnberg und

Behaim Gedenkleuchter

Obere Platte eines zweiteiligen Gedenkleuchters für Martin Behaim mit seiner Frau (1591) (Quelle: Wikimedia)

portugiesischer Ritter. Bekannt geworden ist er als Anreger des ältesten erhaltenen Globus.
Nach Ende seiner Schulzeit begann er eine Lehre als Tuchhändler in den Niederlanden. Wie in Urkunden festgehalten, erklärte er schon früh, dass er in ferne Länder ziehen wollte. Im Zeitraum von Mai 1484 bis Februar 1485 hatte er sich einer Seereise angeschlossen. Diese führte die westafrikanische Küste entlang südwärts. Die Quelle dafür sind zwei Texte in der Schedelschen Weltchronik, diese geht höchstwahrscheinlich auch auf Behaim zurück.

König João II.

König João II. (Quelle: Wikimedia)

Am 18. Februar 1485 wurde Behaim in Alcaçovas von König João II. zum Ritter geschlagen. Es ist unbekannt, aufgrund welcher Verdienste. Dadurch wurde er zum Mitglied des portugiesischen Königshofes. Innerhalb der nächsten vier Jahre heiratete er Joãna de Macedo, sie war die Tochter des Gouverneurs der Azoreninseln Fayal und Pico.
1490 kehrte er nach Nürnberg zurück, um des Erbe seiner Mutter Agnes zu regeln. In seiner Abwesenheit hatte Behaims Familie bei mehreren Gläubigern Schulden gemacht, die er begleichen musste. Da sich die Geschwister nicht über die Aufteilung des Erbes einigen konnten, wurde eine Schiedskommission eingesetzt. Bis zur Auszahlung des Erbes 1491 befand sich Martin Behaim anscheinend auch in einer finanziell bedrängten Lage. Er konnte Dienstbotenlöhne und Schuldscheine nicht begleichen. In diese Zeit muss die Herstellung seines berühmten Globus fallen.
1493 kehrte Martin Behaim auf dem Seeweg nach Portugal zurück. Anfang 1494 reiste er im Auftrag des portugiesischen Königs nach Flandern. Bei dieser Reise geriet er mit seiner Dienerschaft und der Reisekasse in Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. Dort erkrankte er schwer. Mit Hilfe eines Seeräubers soll er aus der Gefangenschaft entkommen sein und kehrte im Mai 1494 nach Portugal zurück. 1495 verstarben sein Gönner König João II. und sein Schwiegervater, damit verlor er den Rückhalt am portugiesischen Hof.

Auch hatte ihn seine Frau während seiner Abwesenheit zusätzlich in eine heikle Lage gebracht. Durch ihren Ehebruch mit einem einflussreichen Mann resultierte ein Machtkampf, der sich bis zum Königshof auswirkte. Beim neuen König fand Martin Behaim keine Gunst und verstarb am 29.07.1507 völlig verarmt in Lissabon.

Projektion des Behaim'schen Erdapfels, 1492

Projektion des Behaim’schen Erdapfels, 1492 (Quelle: Wikimedia)

Das bekannteste Werk von Martin Behaim ist sein „Erdapfel“. Die Darstellung der Erde als Kugel stellte aber im Mittelalter keine grundsätzlich neue Weltsicht da, es gibt keine einzige mittelalterliche Quelle, in der sie als Scheibe bezeichnet worden wäre. Behaim gibt auf dem Globus die Vorstellungswelt von Antike und Mittelalter mit den drei Kontinenten Asien, Europa und Afrika wieder. Amerika, Australien und der Pazifik fehlen. Außerdem ist der Erdumfang viel zu niedrig angesetzt. Es ist dieselbe Weltsicht, auf deren Basis auch Kolumbus seine berühmte Reise wagte. Da Behaim selbst Händler war und die Portugiesen ein Monopol auf den Seeweg um Afrika herum besaßen, wollte er möglicherweise dem Nürnberger Rat durch den Globus verdeutlichen, dass es noch eine Alternativroute zu den Gewürzinseln von Asien geben müsse, wenn man direkt nach Westen segelt. Sein „Erdapfel“ ist mit Texten beschrieben. Ein  Text datiert den Globus auf 1492 und bezeichnet ihn als Geschenk Behaims. Wahrscheinlich ist aber noch 1493 und auch 1494 an ihm gearbeitet worden und der Nürnberger Rat hat dafür bezahlt. Aus der Abrechnung geht hervor, dass es sich bei dem Globus um einen Prototypen handelt („große“ oder „erste Kugel“). Aus dieser Abrechnung geht auch hervor, dass es eine Druckvorlage für die Serienfertigung gab. Der Nürnberger Rat kaufte davon auch ein Exemplar an. Die Entdeckung Amerikas überholte den Globus aber kurz nach seiner Entstehung.

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