Bauhütten

8. Juli 2012
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Eine Bauhütte konnte verschiedene Funktionen haben: als geschützter Arbeitsraum für die Bauhandwerker, Lager für Material, verschließbar für Werkzeug und Baugeräte. Die wichtigste Hütte war jedoch der Sitz des Baumeisters, dort erteilte er seine Anweisungen oder beriet sich mit seinen Handwerksgesellen und Gehilfen.

Dombaumeisters

Darstellung eines mittelalterlichen Dombaumeisters mit Zirkel (Quelle: Wikipedia)

Bei den immer größer werdenden Bauwerken im Mittelalter wurde die dazu gehörende “Bauhütte”, später als Gesamtheit des zur Baustelle gehörenden Lagers so genannt, immer größer. Es kamen Hütten zur Übernachtung oder zum Wohnen, Hütten für die Zubereitung und den Verzehr der Nahrung, hinzu. Es gehörten auch überdachte Arbeitsplätze für Schmiede, Schlosser, Steinmetze oder Maurer zur Bauhütte. Der Mörtel (aus Kalk oder Gips) wurde auf überdachten Plätzen angemischt.
Langsam entwickelte sich die Spezialisierung im Bauhandwerk. So wurden am Boden die Steine von den Steinmetzen gehauen, die Maurer bauten sie dann an Ort und Stelle ein. Holzbalken wurden von einem Team am Boden vorbereitet, von einem anderen Team eingebaut. Diese Gewerketrennung setzte sich ab Mitte des 13. Jahrhunderts durch. Die Bauarbeiten wurden effektiver und die Bauzeit verkürzte sich, davon begleitet wurde der Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft. Der Taglohn wurde auch schnell von der Bezahlung nach Stückzahlen, dem Akkordlohn, abgelöst. Als Nachweis ihrer Stückzahl schlugen Steinmetze ihr Zeichen in die von ihnen hergestellten Steine, Zimmerleute ihr Zeichen in die Balken.
In den Bauhütten waren Handwerker auf der Wanderschaft gern gesehen. Waren doch bei großen Bauwerken in der Blütezeit der Bauhütten im 14. Jahrhundert, teilweise Hunderte von Bauhandwerkern und Gehilfen, über manchmal Jahrzehnte, mit dem Bau von Kathedralen, Burgen, Brücken und anderen Großbauten beschäftigt. Die Bauhütte übernahm dabei nicht nur die Planung und Errichtung der Bauten, sondern auch sämtliche dazu gehörigen logistischen und technischen Aufgaben. Bauhütten waren auch ein Ort der Ausbildung und  Weiterbildung der Handwerker. Es galt eine “Hüttenordnung” und sie unterlagen, wie auch die Zünfte und Gilden, einer eigenen Gerichtsbarkeit.

St. Galler Klosterplan

St. Galler Klosterplan. Reichenau, frühes 9. Jahrhundert (Quelle: Wikimedia)

Die Bauhütten entstanden in der Nachfolge mönchischer Organisationen seit dem 13. Jahrhundert, im Jahre 1459 zum Zusammenschluss der Bauhütten auf der Grundlage der  »Straßburger Ordnung«. Im 16. Jahrhundert verloren sie langsam, durch die Nachwirkungen der Pestepidemien und das Aufkommen und Wachsen der Zünfte in den Städten, ihre Bedeutung. Im 17. Jahrhundert gingen sie völlig unter. Ausnahmen sind die bis heute existierenden Dombauhütten, oder Bauhütten für ähnliche Bauwerke, in denen heute noch die mittelalterliche Baukunst erlernt werden kann.

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