Gundermann ist ein ausdauerndes Kraut aus der Familie der Lippenblütler; von seinen zahlreichen regionalen Namen ist “Gundelrebe” noch der gebräuchlichste. Es handelt sich um ein in Europa weit verbreitetes und häufiges Pflänzchen, das auch in Asien bis Japan vorkommt.
Die auch im Winter grüne Pflanze bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und toleriert auch Schatten, verträgt aber kein Salz. Daher findet man sie im Straßenbegleitgrün kaum. Mit Kälte kommt der Flachwurzler besser zurecht als mit Trockenheit und Hitze. Sie bildet bis 2m lange niedrige Ausläufer; nur die Blütenquirle ragen 10 bis 30 cm in die Höhe. Nach der Blüte neigen auch sie sich zu Boden und sorgen durch Längenwachstum und Wurzelbildung für die vegetative Vermehrung der Mutterpflanze. Die typische Lippenblüte (wie bei der Taubnessel oder dem Basilikum) ist blau-violett mit purpurnen Flecken in der Unterlippe, selten rosa oder weiß, und wird im Mittel 15 – 22 mm lang. Sie sorgen von April bis Juli für Farbtupfer im Rasen, unter Gehölzen oder auch in lichten Auwäldern. Bestäubt werden die Blüten meist durch Hummeln, die am Gundermann hauptsächlich Pollen sammeln. Die Nektartracht ist gering. Die Blätter der Gundelrebe sind annähernd herzförmig mit gekerbtem Rand. Im Winter können sie sich unter Lichteinwirkung dunkel purpurn färben – dann fallen sie im Rasen auf und können Ordnungsfanatiker stören. Die kleinen Samen, die im Juli/August reifen, bleiben an vorbeistreifenden Tieren kleben oder werden wegen eines nahrhaften Ölkörpers von Ameisen verschleppt.
Der deutsche Name kommt aus dem Althochdeutschen – *gunt bedeutet “Eiter”, “Beule” oder “Geschwür”, womit wir schon wissen können, daß es sich um eine alte Heilpflanze handelt. Auch als Gewürz und Gemüse kann man Gundermann verwenden, worauf die Bezeichnung “Soldatenpetersilie” hindeutet.
Gundermann ist für einige Säugetiere giftig, besonders für Pferde. Die Pflanze enthält Flavonoide, Triterpenoide, ätherische Öle, Gerbstoffe und Lektine. Diese wirken für die Pflanze als Abwehr von “Freßfeinden”, da sie unbekömmlich sind; in geringen Mengen aber oft ähnlich wie Antibiotika. Sie docken an bestimmten Zellen an und lösen dort Reaktionen aus; nur “die Dosis macht, daß eine Substanz ein Gift ist” (Paracelsus). Duch Hitze können sie zerstört werden und durch Wässern ausgelaugt – daher sind die eigentlich giftigen Bohnen, die ebenfalls reich an Lektinen sind, gekocht ein gutes Nahrungsmittel.
Gundermann gehört (gekocht, wegen der unbekömmlichen Lektine) in Gründonnerstags-Gerichte, als Gewürz in Salate, Pestos, Limonaden und gibt eine harzig-aromatische Geschmacksnote ab mit pfeffiger Schärfe. Rezepte finden sich bei den einschlägigen Internet-Portalen. Sogar zum Bierbrauen wurde Gundermann genommen – das Grut sorgte für Würze und Konservierung.
Als Medikament hilft Gundermann bei eitrigen Abszessen (auch bei Akne) in Form von Breiauflagen, als Gurgelmittel und Spülung bei Entzündungen im Rachenraum, Gehörgang und gynäkologischen Beschwerden, sowie innerlich als Tinktur und tropfenweise bei Entzündungen von Lunge, Leber, Blase und Niere.
© Amhara zu Agorá
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