Die Gartenmelde wird auch Spanischer Salat, Spanischer Spinat oder – englisch und feiner – Orache genannt. Innerhalb der Fuchsschwanzgewächse gehört Melde zu den Gänsefußartigen – “Fuchsschwanz” bezeichnet den Fruchtstand, “Gänsefuß” die Blattform.
Die Gartenmelde ist eine uralte Kulturpflanze – auch wenn sie in der Neuzeit sogar auf den Dörfern abschätzig als “Unkraut” bezeichnet wird. Gekocht wurde sie als Gemüse, jung und roh als Salat verzehrt, man setzte sie als Heilpflanze ein und sogar als Färbepflanze. Modern ist die Verwendung zur Zierde; hierbei kommt die rotlaubige Varietät in Trockenblumen-Arrangements oder als füllender Farbtupfer in Blumengebinde. Im Jahre 2000 wurde die Gartenmelde vom NABU zur “Nutzpflanze des Jahres” gewählt.
Das einjährige Kraut wird bis zu 2,50 m hoch. Die Blätter der Melde sind oberseits leicht “bemehlt” und oft rot überlaufen. Unter der mehligen Auflage sind sie matt dunkelgrün. Die Blätter sitzen an bis zu 4 cm langen Stielen und werden bei bis zu 25 cm Länge bis zu 18 cm breit. Sie sind eiförmig bis dreieckig, meist an ein Speerblatt erinnernd, mit einem glatten oder leicht eingebuchteten Rand.
Die Melde blüht von Juli bis September. Meist werden die Blüten vom Wind bestäubt, aber auch Insekten sind beteiligt und sogar Selbstbestäubung kommt vor. Die Fruchtstände hängen wegen ihres Gewichtes oft stark über. Die Samen bleiben von zwei halbtransparenten Blättchen geschützt, die bis 15 mm Durchmesser erreichen. Es gibt zwei Samentypen an der selben Pflanze: die gelbbraunen Samen mit einem Durchmesser von 3-4 mm keimen sofort, die schwarzen Samen mit nur 1,5 – 2 mm Durchmesser haben eine dickere Schale und keimen erst nach zwei Jahren.
Gartenmelde ist reich an Vitamin A, B3, C, Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor sowie Protein. Sie bildet weniger Oxalsäure als der mit ihr verwandte Spinat – daher mögen Kinder Meldengemüse lieber als Spinat. Andere mögen sie fade finden – aber dem läßt sich ja mit einer pfiffigen Würzung abhelfen. Die Samen enthalten Saponine und haben daher eine abführende Wirkung.
Die Gartenmelde kommt ursprünglich vielleicht aus Mittelasien. Seit der neolithischen Revolution aber hat sie sich in ganz Europa und dem Mittelmeergebiet bis nach China ausgebreitet. In den Tropen ist sie selten. Sie toleriert Dürre, Frost und Hitze, saure Böden, Salz, Sand und “Unkraut”. Weil die Gartenmelde seit Jahrtausenden kultiviert wird, ist die Wildform nicht ganz klar. Die Glanz-Melde aber ist es ganz sicher nicht: sie verschafft dem Kostenden ein eklig-bitteres, brennendes Geschmacksempfinden. Bis auf diese Ekelpflanze sind fast alle Melde-Arten gut zu essen. Man kann sie sicher am Geruch unterscheiden: die ungenießbaren Arten riechen schlecht. Allerdings sollte man die Blätter vor der Blüte ernten – danach werden sie bitter.
Die Griechen kannten die Melde und nannten sie “Goldgemüse” (wohl wegen der gelbgrünen münzartigen Samen). Karl der Große verfügt in seinem “Capitulare de Villis” den Anbau von Gartenmelde. Hildegard von Bingen erwähnt sie als Heilmittel bei Verdauungsbeschwerden und brüchigen Nägeln, bei Gicht und Geschwüren. Erst ab etwa 1200 verdrängt der aus Persien stammende, von den Arabern nach Spanien mitgebrachte Spinat die Melde aus der Küche.
Von der Gartenmelde werden vier Varietäten angeboten: die Gelbe oder Weiße Melde wird am häufigsten angebaut. Die Grüne Melde kommt in der Häufigkeit danach. Die Rote Melde wird meist im Zierpflanzenbau kultiviert, obwohl man sie auch essen kann. Sie behält beim Kochen die Farbe. Die Halbrote Melde ist selten.
Die Samen der Melde sind gegart eßbar, wobei der Saponingehalt leicht abführend wirkt. Gekocht in Suppen, auch gemahlen in Brotmehl, sind sie verwendet worden und Rohköstler schwören inzwischen wieder darauf.
Für medizinische Zwecke machte man sich einzelne Wirkstoffe in der Pflanze zu Nutze: hoch konzentrierte Tränke halfen bei Ödemen, bei Verstopfung oder auch als Brechmittel.
Bereits im Mittelalter war bekannt, daß Melde die Haare schwarz und Stoffe grün färben kann.
Aus der Rosen-Melde haben früher die Aschebrenner Pottasche gewonnen, die man für die Seifensiederei, zum Färben, für die Herstellung von Schießpulver und in den Glashütten brauchte.
Modern ist der Einsatz als Biomasse-Lieferant.
© Amhara zu Agorá
sehr guter und aufschlußreicher kommentar. hat mir sehr geholfen! danke !