Maibock

20. Mai 2012
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Bier

Bier

Wie kommt ein Frauenzimmer, ein Weibsbild, zu einem solchen Thema?

Zu den Pflichten einer tüchtigen Hausfrau gehörte im Mittelalter die Kunst des Bierbrauens. Sie war vertraut im Umgang mit Hefe. Schon seit der Antike gehörten Brot backen und Bier brauen zu ihrer Arbeit. Eh sich die Mannerleut´ bei diesem Thema ins Raufen kommen, redet die märkische Buche. Wer sich dann noch schlagen will, der soll sein Mütchen an meinem Stamm kühlen. Ich bin zwar keine Eiche, aber dennoch …Wildschweine gibt es in Brandenburg genug.  ;)

Ich kenne zwei Geschichten aus Nord und Süd, bei denen fangen sich die Burschen an zu prügeln. Das hat sich im Laufe der Jahrhunderte diesseits und jenseits des Weißwurstäquartors nicht geändert. Im Norden wird gesagt, dass der Ursprung des Maibocks in der ehemaligen Hansestadt Einbeck in Niedersachsen liege. Mit der Vergabe des Stadtrechtes 1240 durch die Söhne Heinrichs des Löwen gab es auch das Braurecht für die Bürger. Das im Mittelalter gebraute obergärige Bier galt als Luxusware und wurde über weite Strecken, unter anderem bis nach Italien, exportiert. Um die dafür nötige Haltbarkeit zu erreichen, braute man es mit einem ungewöhnlich hohen Stammwürzegehalt. Das Resultat war ein schweres, alkoholreiches Bier.

Nun kommen die, die südlich des Äquators leben, und in Krachledernen rum laufen: Seit 1555 ließ sich der herzogliche Hof der Wittelsbacher aus dem Norden mit dem gar köstlichen Gebräu beliefern.

Was reden wir heute über Datenschutz oder fürchten uns vor den Chinesen, dass sie alles, was sie kaufen, kopieren. Nun, die Bayern dachten sich: “Mir sann mir, was sollen wir das teure G´lump aus dem Norden kaufen?” Man setzte seine Bierbrauer-Spezialisten, nämlich die Mönche, an die Sache – noch heute kennen wir ihre Orden: Die Augustiner, Paulaner und Franziskaner. . Ausserdem wollte man im Zuge der Gegenreformation zeigen, dass man besseres Bier brauen kann als die Evangelischen; obendrein galt Bier als Fastenspeise. So war es ein frommes und Gott gefälliges Werk, den Einbecker Braumeister abzuwerben. Ab 1573 gab es dann “Ainpöckhisch Pier”, das ist Bier wie in Einbeck gebraut, im Münchener Hofbräuhaus. Die Mönche duften wohl das Bier brauen, aber sie hatten kein Schankrecht. Trotzdem begannen sie bald, ihr starkes Frühjahrsbier im Garten und Keller des Klosters an die Bevölkerung auszuschenken. Von der Obrigkeit wurde dies geduldet, obwohl die Münchner Wirte und Brauer dagegen protestierten.

...am Morgen danach

...am Morgen danach

“Wohltätig ist des Bockes Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht;
Denn neue Stärke, neue Kraft
dankt er des Bockes edlem Saft;
Doch furchtbar wird die Himmelskraft
wenn das Bewußtsein sie hinrafft;
Und wenn sich bahnt zum Kopf die Spur
und stärker wird als die Natur.”

 

Trinkspruch in einer Brauerei des 19. Jh.

 

 

Woher stammt der Ausdruck “Bock”? Möglicherweise füllte man diese Besonderheit in Schläuche wie Wein, die ja aus Ziegenbalg gemacht wurden. In Franken kennt man immer noch den Ausdruck “Bocksbeutel” für bauchige Weinflaschen.

Eine andere Erklärung liefert ein bayrisches Brauhaus: Man schrieb dieses süffige Gebräu den altgermanischen Göttern zu, um diese Verbindung zwischen Bier und Tier plausibel zu machen: Vom “pogkmedt” sollte der Begriff stammen, also direkt aus Walhall, wo Odin alle gefallenen Krieger zu einem großen Festmahl bat, die Ziegen Met statt Milch lieferten und wo Thor zwei Ziegenböcke vor seinen Wagen spannte, um den Braukessel für das Göttergelage zu holen. Naja, der war ja schließlich auch ein Gott und konnte sicher zwei oder drei Maß jenes Göttertrankes mehr vertragen. Die oben aufgeführte Erklärung der Namensherkunft klingt allerdings so, als hätte sie jemand verfasst, der sich im Trinkvolumen mit den Göttern messen wollte, ohne allerdings deren Eigenschaften zu besitzen.

Aller Wahrscheinlichkeit nach aber hat es sich aus der Herkunftsbezeichnung “Ainpöckhisch Pier” entwickelt – aus der bayrischen Mundart für Einbecker Bier.

 

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