Augenblicklich leuchten die Sonnen des Löwenzahns im Bankett der Straßen, am Wegesrand und im Garten. Obwohl wir meinen, “den” Löwenzahn zu kennen – es gibt viele und sie gehören auch nicht alle zur selben Gattung, aber alle zu den Korbblütlern.
Das Gewächs, von dem ich hier berichte, ist der ausdauernde krautige “Gewöhnliche Löwenzahn”, der in allen Teilen einen weißen Milchsaft führt. Dieser hinterlässt auf der Haut und der Kleidung ausdauernde braune Flecken… Manchmal führt er auch zu einem Kontaktekzem.
Löwenzahn erneuert sich nach dem Abreißen aus seiner Pfahlwurzel, die in seltenen Fällen bis 2m tief reichen kann. Die namengebend gezackten Blätter bilden eine dicht am Boden stehende Rosette. Die Blütenstiele sind hohl – daran kann man den Gewöhnlichen von anderen Löwenzähnen unterscheiden. Sie tragen auch nur eine Blüte, ohne sich zu verzweigen. Das aus strahlend gelben Zungenblüten zusammengesetzte Blütenkörbchen schließt sich zur Nacht, bei Regen oder großer Trockenheit und schließlich beim Verblühen. Dann bildet es in der “Pusteblume” die Samen aus.
Ursprünglich stammt der Gewöhnliche Löwenzahn aus Westasien und Europa, ist inzwischen aber weit auf der nördlichen Erdhalbkugel verbreitet. Er besiedelt schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen.
Gewöhnlicher Löwenzahn ist eine wichtige Bienenweide, da er schon im April reich blüht. Löwenzahn-Honig kann als Frühtracht sogar sortenrein geerntet werden. Daneben kann man aus den Blüten einen volkstümlich “Honig” genannten Sirup herstellen. Er schmeckt gut – macht aber sehr viel Arbeit; das habe ich selbst ausprobiert.
Aus der getrockneten Wurzel kann man einen Ersatzkaffee herstellen – auch dies ist sehr aufwendig: ausgraben, waschen, trocknen, kleinhacken, rösten, mahlen… Die Arbeit hat man sich in Notzeiten wie nach dem 2. Weltkrieg gemacht. Andererseits enthält die im Herbst gegrabene Löwenzahnwurzel sehr viel Inulin, was nicht nur für Diabetiker sehr wertvoll ist.
Löwenzahnblätter kann man zu Salat verarbeiten, ähnlich wie Rucola oder Radicchio (mit dem die Löwenzähne alle verwandt sind).
Gewöhnlicher Löwenzahn ist “offizinell”, das heißt, er ist als Arzneimittel zugelassen. Neben anderen Inhaltsstoffen enthält er viel Kalium und wirkt über seine Bitterstoffe günstig auf die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Er fördert die Gallensaft-Ausscheidung und darf daher bei Gallensteinen nur nach Absprache mit dem Arzt verwendet werden. Der hohe Kalium-Gehalt wird verantwortlich für die harntreibende Wirkung des Löwenzahns sein. Nicht umsonst heißt der Gewöhnliche Löwenzahn im französischen auch ‘pisse en lit’ und mundartlich ‘Bettseicher’. Die Wirkung auf die Nieren möchte man sich bei Hautkrankheiten, Gicht und Rheuma zunutze machen, die oft mit einer Minderfunktion der Nieren verbunden sind.
Nichts spricht dagegen, gleich anschließend nach der Lektüre in den Garten zu gehen und sich eine Staude Löwenzahn für den Salat zu holen. Guten Appetit!
© Amhara zu Agorá
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