Hugo Capet

8. November 2015
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Geboren um 940 als Sohn von Hugo Magnus, Herzog der Francia, und Hadwig von Sachsen, ist er noch nicht regierungsmündig, als der Vater im Jahre 956 stirbt. Für ihn übernimmt die Mutter die Regentschaft, unterstützt von ihrem Bruder Brun, der Herzog von Lotharingien und zugleich Erzbischof von Köln ist. Ab 960 tritt Hugo Capet dann als Herzog in alle seine Rechte und Pflichten selbst ein. Die Anfangsjahre sind bestimmt durch den starken Verwandten auf der rechten Seite des Rheins, Kaiser Otto I. den Großen, Hugos Onkel. Die Familie väterlicherseits zählt zu den mächtigsten des Westfrankenreiches – sie ist sogar mächtiger als der König und konkurriert bereits seit dem 9. Jahrhundert mit den Karolingern um die Königsherrschaft. Schon zwei Gegenkönige (Odo von Paris und Robert I.) hat sie gestellt.
Den Anspruch auf Aquitanien, das König Lothar schon Hugo Magnus zugesprochen hatte, kann auch Hugo Capet nicht gegen den Willen des dortigen Seigneurs durchsetzen. So verbündet er sich mit ihm, indem er um 969 Wilhelms III. Werghaupts Tochter Adelheid heiratet. Aus der Ehe gehen vier überlebende Kinder hervor, drei Töchter und der Sohn Robert (später König Robert II. der Fromme). Außerdem hat Hugo Capet eventuell noch einen unehelichen Sohn, den späteren Erzbischof Gauzlin von Bourges.
Im Streit um die Grafschaft Hennegau in Lotharingien steht Hugo Capet auf Seiten seines Cousins Lothar, König des Westfrankenreiches, gegen seinen Cousin Otto II., König des Ostfrankenreiches und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Lothar schließt 980 mit Otto II. Frieden und Hugo reist zum Osterfest 981 nach Rom, um seinerseits ein gutes Verhältnis zu ihm aufzubauen. Nach Ottos II. frühzeitigem Tode 983 bewahrt Hugo ein freundliches Verhältnis zu den Kaiserinnen Theophanu und Adelheid.
Als Lothar gegen Erzbischof Adalbero von Reims, der unter Otto I. Erzkanzler des Reiches gewesen war, einen Hochverratsprozeß führen will, greift Hugo wortlos ein. Er rückt mit 600 Mann für den Hoftag in Compiègne an – und die Versammlung löst sich auf. Reims liegt im Zuständigkeitsbereich Hugos und er nimmt seine Verantwortung offensichtlich sehr ernst.
Wie sein Vater zieht Hugo Capet es vor, unter einem schwachen König ein mächtiger Herzog zu sein. Lothars Sohn Ludwig V. kann problemlos die Nachfolge des Vaters antreten. Hugo wird sogar zum Ratgeber des jungen Königs bestimmt, “da ein Jüngling durch die Tugend und Klugheit eines solchen Fürsten geformt werden müsse”, wie ein zeitgenössischer Chronist berichtet. Doch schon 14 Monate später kommt der junge König bei einem Jagdunfall ums Leben und hinterläßt keine Erben. Sein Onkel Karl, Herzog von Nieder-Lothringen, meldet als Karolinger und Königsbruder zwar seinen Anspruch an – aber er wird von einer Adelsversammlung des Westfränkischen Reiches nicht zum König proklamiert. Stattdessen wählt diese Hugo Capet. Damit ist er der erste legitime Nicht-Karolinger auf dem Thron dieses Reiches. Er wird im Juli 987 in Noyon von Erzbischof Adalbero von Reims gesalbt und gekrönt. Bereits ein halbes Jahr später erreicht Hugo Capet, daß sein Sohn Robert zum Mitkönig erhoben und Weihnachten 987 gekrönt wird. Dagegen hatte sich der Erzbischof von Reims anfänglich gesträubt. Die Machtbasis des Königs liegt im Norden. Die Krondomäne ist beschränkt auf ein relativ kleines Gebiet um Paris und Orleans. Als König hat sich Hugo Capet niemals südlich der Loire aufgehalten. Dort war die Loyalität zu den Karolingern stärker ausgeprägt.
Die Kronvasallen nehmen den Dynastiewechsel hin oder unterstützen ihn, aber Karl von Nieder-Lothringen beginnt den bewaffneten Kampf um seinen Thronanspruch. Im Handstreich kann er 988 die Königsstadt Laon annehmen und zugleich die Königinwitwe Emma, seine Schwägerin, sowie den Bischof der Stadt gefangensetzen. Adalbero von Laon war ehedem Berater König Lothars gewesen und zudem ein Neffe des Erzbischofs von Reims. Beide hatte Karl zu Intimfeinden erkoren. Hugo Capet gelingt es nicht, die Stadt zurückzuerobern.
Als der Erzbischof von Reims im Januar 989 stirbt, läßt Hugo Capet einen unehelichen Königssohn zum Erzbischof wählen: Arnulf, ein illegitimer Sohn Lothars und für den geistlichen Stand ausgebildet. Er möchte diesen auf seine Seite ziehen. Doch der Plan mißlingt gründlich. Noch im August 989 übergibt Arnulf, nun Erzbischof, die Krönungsstadt Reims an seinen Onkel Karl und bricht damit alle Treueide dem König gegenüber. Allerdings versäumt Karl es, sich umgehend zum König proklamieren, weihen und krönen zu lassen.
Drei Jahre später hat der Bischof von Laon das Vertrauen Karls erlangt und öffnet Ende März 991 die Stadttore Laons dem König. Karl wird mit Frau und Kindern gefangen genommen. Bis zu seinem Tode 992 bleibt er in Haft. Der Verrat des Bischofs – den Karl über Jahre wechselweise denunziert, gedemütigt und inhaftiert hatte – erregt größtes Aufsehen.
Hugo Capet versucht zwar, den eidbrüchigen Erzbischof von Reims seines Amtes entheben zu lassen, aber der Papst beansprucht die alleinige Kompetenz für solche Maßnahmen. Obwohl er auf der Synode von Saint-Basle (Vercy) Arnulf von Reims zum Rücktritt zwingen kann, dauert der “Reimser Kirchenstreit” bis über Hugo Capets Tod hinaus an.
Während seiner Herrschaft bezieht sich Hugo Capet grundsätzlich auf seine “Vorgänger, die fränkischen Könige und Kaiser,” und bindet sich so in die karolingische Tradition ein. Diplomatische Mittel zieht er militärischen Auseinandersetzungen vor. Allerdings ist die Quellenlage ausgemacht dürftig – wir wissen von Hugo Capet direkt fast nichts. In den zeitgenössischen Quellen wird er nie beschrieben, alle Bilder sind Phantasie und Fiktion.
Hugo Capet stirbt am 24.10.996 in seiner Residenz Les Juifs bei Chartres und wird – wie sein Vater – in der Basilika Saint-Denis bestattet, der alten Grablege der Merowinger und Karolinger. Nach seinem Tode geht Königin Adelheid in das von ihr gegründete Kloster Saint-Frambault in Senlis.
Den Beinamen “Capet” erhält Hugo erst im 12. Jhdt. zur Unterscheidung von seinem Vater. Der Begriff spielt auf die “cappa” an, den kennzeichnenden Mantelumhang der Äbte. Hugo und sein Vater hatten als Laien die Abtswürde für mehrere Klöster inne, darunter auch für das Kloster Saint-Martin in Tours. Dort wurde als Reliquie der halbe Mantel des Heiligen Martin aufbewahrt.

© Amhara zu Agorá

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