Bärenklau

16. August 2015
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Heil- und Nutzpflanzen
Der Wiesen-Bärenklau ist ein mehrjähriges Kraut und in ganz Europa heimisch. “Kraut” klingt so zierlich – der Wiesen-Bärenklau wird bis 150 cm hoch, hat beeindruckende Doldenblüten vorzuweisen und ebenso beeindruckend große Blätter! Die gaben ihm im Übrigen den Namen; mancherorts wird der Bärenklau auch “Bärentatzen” genannt, was eindeutig ist. Gemeint sind die Tierfüße.

Wiesen-Bärenklau (Tafel aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Wiesen-Bärenklau (Tafel aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Die Pflanze überwintert in einem tief wurzelnden Wurzelstock. Aus einer Grundrosette schiebt sich ein kräftiger, hohler und meist gerippter Stengel empor, an dem weitere Blätter wachsen. Die ganze Pflanze ist behaart.
Die vielblütigen weißen Doppeldolden können grünlich oder rötlich überlaufen sein. Sie duften stark und locken viele Insekten an, Wildbienen, Fliegen und Käfer. Bärenklau blüht von Juni bis September. Die Früchte brauchen nur etwa vier Wochen bis zur Reife.

Bärenklau bevorzugt etwas feuchte und gut gedüngte Standorte. Alle Bärenklau-Arten sind giftig. Die in ihnen enthaltenen Furocumarine können in der mildesten Form zu einer sogenannten “Wiesen-Dermatitis” führen, in der übelsten Erscheinung aber sogar zu großflächigen blasigen Hautreaktionen wie nach Verbrennungen. Die Furocumarine wirken phototoxisch: erst das Sonnenlicht aktiviert das Gift.
Trotzdem sind die jungen Pflanzen ein gutes Tierfutter, da sie noch kaum Gifte enthalten. Bei der Verfütterung an hellhäutige Tiere sollte man aber sparsam sein, da auch sie mit einem “Sonnenbrand” reagieren können. Auch als Wildgemüse kann man junge Blätter und Sprosse verwenden. Erst die erwachsene Pflanze und hier besonders die unreifen Früchte wirken extrem phototoxisch.

Der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt, wurde zur Zierde, als Bienenweide und zur angeblich guten Befestigung von Straßenböschungen aus dem Kaukasus eingeführt. Wegen der stattlichen Erscheinung ist die Pflanze tatsächlich eine Zierde, aber alle übrigen vermuteten Erträge wiegen den Schaden durch sie nicht auf. Der Riesen-Bärenklau wächst sehr schnell und unterdrückt dadurch Mitbewerber um Licht und Nahrung an seinem Standort. Die Samen sind sehr keimfähig, ausbreitungsstark – und sie keimen früh im Jahr, was der Pflanze einen zusätzlichen Vorteil verschafft. Im ersten Jahr wächst sie nur, im zweiten bildet sie Blüten und Samenstände aus. Dann kann sie mehr als drei Meter hoch sein. Kommt sie nicht zur Blüte, weil der Standort nicht ganz ideal ist, kann sie mehrere Jahre länger leben, ebenso, wenn man den Blütenstand ausbricht. Auch der Riesen-Bärenklau ist in allen Teilen giftig, selbst im Wurzelstock. Zusätzlich zu den Hautreaktionen, die wie beim Wiesen-Bärenklau bewirkt werden können, sind auch Auswirkungen auf die Atemwege bekannt geworden. An heißen Tagen gasen die Furocumarine der Herkulesstaude aus und können unter Umständen eine mehrwöchige akute Bronchitis auslösen. Leider warnt die Pflanze nicht durch üblen Geruch vor ihrer Gefährlichkeit, der Pflanzensaft riecht sogar recht angenehm.

Wahrer Bärenklau (Bild von Johannes Simon Holtzbecher; um 1650; Quelle: Wikipedia)

Wahrer Bärenklau (Bild von Johannes Simon Holtzbecher; um 1650; Quelle: Wikipedia)

In der Volksmedizin wird Bärenklau als Heilpflanze eingesetzt – vermutlich, weil der Name von einer schon in der Antike bekannten und im Umkreis des Mittelmeers vorkommenden Pflanzenart auf den mitteleuropäischen Bärenklau übertragen wurde. Der Wahre Bärenklau ist mit den beiden Heracleum-Arten überhaupt nicht verwandt. Er ist ein Akanthus, im Blatt am ehesten mit einer Distel zu vergleichen, die Blüte aber verrät, daß Akanthus-Pflanzen zu den Lippenblütlern gehören. Der Wahre Bärenklau ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die bis 100 cm hoch werden kann. Die dunkelgrünen und glänzenden Blätter können bis 60 cm lang werden. Sie sind beim Wahren Bärenklau weich, aber nicht stachelig. Akanthus-Blätter sind die Vorlage für Ornamente an Korinthischen Kapitellen (oberer Abschluß einer griechischen Säule, Stilepoche in der Antike), aber auch im Barock wurde die bewegte, verschlungene Form gern imitiert. Die lange, kräftige Blütenähre ist sehr dekorativ und die weißen, purpurn geäderten Einzelblüten sind es auch. Der Wurzelstock ist dick und fleischig, die einzelnen Wurzeln sind hell gefärbt. Akanthus wächst bevorzugt an steinigen, kiesigen Standorten und steigt nicht höher als 300 Meter. Er ist nur bedingt winterhart.
Heilkräftig sind im Akanthus Bitterstoffe und Gerbstoffe. Sie helfen innerlich bei allen möglichen Verdauungsstörungen und äußerlich bei Verbrennungen, Abschürfungen und schlecht heilenden Wunden. Dioskourides und Plinius betonen die harntreibende Wirkung.

© Amhara zu Agorá

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