Findel- und Waisenhäuser im Mittelalter

29. März 2015
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Die Stellung der Kinder im Mittelalter war nicht die Beste. Aus heutiger Sicht muss man davon ausgehen, dass Kinder eine Art Objekt waren. Es war nicht unüblich, die Kinder als billige Arbeitskräfte zu verleihen oder sie zu verkaufen.  Ebenso üblich war es, Kinder zu verschenken oder auszusetzen. Leider war es auch an der Tagesordnung, Kinder zu töten.

Dank des im Mittelalter sich immer weiter verbreitenden Christentums vertrat man die Auffassung, dass Findelkinder und Waisen eines besonderen Schutzes bedurften und diese hilfsbedürftig seien. Aufgrund der schlechten Verhältnisse für Kinder bestand für die Kirche Handlungsbedarf. Allerdings wurde durchaus ein Unterschied zwischen Findelkindern und Waisen gemacht. Auch gab es Kinder, deren Familien zu arm waren, um sie selbst zu ernähren. Anfangs gab es noch keine speziellen Einrichtungen, um die Kinder zu versorgen. Die Unterbringung erfolgte zusammen mit Kranken und Alten in Krankenhäusern. Es handelte sich lediglich um eine Versorgung. Die Krankenhäuser konnten keine Erziehung oder Ausbildung leisten. Die Unterbringung fand dann ein Ende, wenn sich die Kinder durch Almosen selbst versorgen konnten.

Bereits 781 wurde in Mailand das erste Findelhaus gebaut. Es wurde als Einrichtung der Kirche betrieben. Es hatte sogar die heute viel diskutierte Babyklappe. Insbesondere in den südlichen Ländern mit romanischer Sprache kam es zu einer Ausweitung. Bereits seit dem 5. Jahrhundert gab es in den Kirchen in Frankreich Marmorbecken an den Eingangstüren, die wie heutige Babyklappen genutzt werden sollten. Aber auch in Deutschland gab es Findelhäuser. Beispielsweise in Köln gab es ein solches Haus seit 1341 und in Augsburg seit 1471. Mit der steigenden Zahl an Findelhäusern stieg auch die Zahl der ausgesetzten Kinder.

Bei Waisen hingegen wurde nach deren Stand unterschieden. Waren die verstorbenen Eltern verarmt oder in irgendeiner Form ausgegrenzt, so wurden die Kinder verjagt oder auch misshandelt. Waren die Eltern allerdings wohlhabend, wurden die Kinder innerhalb der Familie fremdplatziert. Eine staatliche Einmischung gab es dabei nicht. Die Waisen aus herrschaftlichen Familien waren durchaus mit dem Tode bedroht. War es doch die beste Gelegenheit, um durch die Beseitigung der Kinder selbst auf die erhoffte Position zu gelangen.  Lediglich Kinder, die durch niemand anderes versorgt wurden, bekamen einen Platz in einem der Waisenhäuser. Diese wurden durch die Bürgerschaft  finanziert. Allerdings wurden die Kinder durchaus zum Betteln angehalten. Erst im 15. Jahrhundert wandelte sich die Auffassung und das Betteln der Kinder sollte verhindert werden.  Säuglinge wurden gegen einen Ziehlohn an Ammen, die nicht im Waisenhaus wohnten, gegeben. Diese Kinder kamen erst wieder mit etwa fünf bis sieben Jahren in das Waisenhaus zurück.

In diesem Zusammenhang sei auch der Heilig Geist Orden, ein Ritterorden, erwähnt. Guy de Montpellier, der Gründer des Ordens, wurde von Papst Innozenz III. nach Rom geholt. Dieser hatte zuvor gesehen, dass ein Fischer mehrere Kinderleichen aus dem Tiber gezogen hatte. Durch den Heilig Geist Orden wurden gleich zwei Findelhäuser bzw. -hospitäler in Rom eingerichtet. Mit ihnen sollte erreicht werden, dass die Kindsmorde zurückgingen. An den Hospitälern wurden Drehteller installiert, die auch hier die Funktion einer Babyklappe hatten und die anonyme Abgabe der Kinder ermöglichten.

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