Adelheid von Aquitanien, Königin von Frankreich

25. Januar 2015
Von

Um 945 wird Herzog Wilhelm III. von Aquitanien eine Tochter geboren, die den Namen der Mutter bekommt. Diese ist Adele von der Normandie, eine Tochter Rollos. Der Wikingerfürst hatte 911 die Herzogswürde für die Normandie übertragen bekommen. Vater Wilhelm trägt den Beinamen “caput stupe”, was meist mit “Werghaupt” übersetzt wird und “blond wie Flachs” meint.

Aquitanien hatte bereits König Lothar seiner Grauen Eminenz Hugo Magnus als Herrschaftsbereich zugesprochen, aber davon hatten sich die dortigen Fürsten überhaupt nicht beeindrucken lassen. 955 war Hugo Magnus vor Poitiers gezogen und hatte Wilhelm geschlagen – nur die Stadt konnte nicht eingenommen werden. Im Jahr darauf ist Hugo gestorben und sein Erbe war noch nicht regierungsmündig.

Hugo Capet als König - zeitgenössische Darstellung (Quelle: Wikipedia)

Hugo Capet als König – zeitgenössische Darstellung (Quelle: Wikipedia)

Hugo Capet setzt ab 960 die Politik seines Vaters fort und führt um Aquitanien Krieg. Militärisch aber kann er sich nicht durchsetzen. So erheiratet er etwa 970 den wichtigsten Teil davon, die Grafschaft Poitou. Da ist Wilhelm Werghaupt schon einige Jahre tot und sein Sohn Wilhelm Eisenarm Herzog. Seine Schwester Adelheid (Adelaide) ist das Friedenspfand.

Die Chronisten rühmen die Fürstin als bemerkenswert fromm. Auf ihre Kosten läßt sie das Kloster Saint-Fraimbault in Senlis und eines in Argenteuil bauen. 15 Jahre lebt sie als Herzogin der Francia in Paris und Orleans. In dieser Zeit bringt sie mindestens vier Kinder zur Welt, drei Töchter und einen Sohn. Robert, 971 geboren, wird in Reims von Gerbert von Aurillac, dem späteren Papst Silvester II., erzogen und ausgebildet. Schon Otto I. hatte den hoch begabten und umfassend gebildeten Mönch kennen und schätzen gelernt. Er hatte ihm gestattet, seine Studien in Reims fortzusetzen – und so war die Schule von Reims zur wissenschaftlichen Hochburg Europas geworden.

Als Kaiser Otto II.  überraschend im Dezember des Jahres 983 stirbt, ist der Thronfolger erst drei Jahre alt. Im Reich gibt es durchaus widerstreitende Ansichten darüber, wer der bessere Regent für den Buben wäre – Mutter und Großmutter auf der einen Seite – oder der Cousin 2. Grades Heinrich, abgesetzter Herzog von Bayern, auf der anderen. Der Erzbischof von Köln, der bislang Erzieher des kleinen Königs war, gibt ihn an den männlichen Verwandten heraus. Denn es droht Krieg an allen Fronten, das Reich braucht einen Strategen und Heerführer. Anhänger Heinrichs rufen ihn schon im April des Jahres 984 zum König aus. Auch der Unterstützung des westfränkischen Königs Lothar hat er sich versichert – dieser soll dafür große Teile Lothringens und des Elsaß erhalten.  Bei diesen Plänen haben die Herren aber die Damen vergessen! Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, eine Schwester Hugo Capets, ergreift entschieden Partei für die Kaiserinnen Theophanu und Adelheid als Regentinnen. Schließlich ist sie selbst Regentin für ihren unmündigen Sohn und durch den Angriff Lothars auf Verdun in der Gefahr, alles zu verlieren.  Sie lädt zu einem “colloquium dominarum” nach Metz ein. Es findet im Hochsommer des Jahres 985 statt  und es sind nicht nur Damen geladen. Tatsächlich gelingt es den miteinander verwandten Fürstinnen, zu denen auch Adelheid von Aquitanien gehört, den Knoten zu entwirren. Heinrich II. von Bayern entpflichtet seine lothringischen Anhänger und beruhigt so das Grenzgebiet zwischen Frankreich und dem Ostfrankenreich.

Familienbande zwischen den Herrscherhäusern (von: cyberprout; 2008; Quelle: wikimedia.org)

Familienbande zwischen den Herrscherhäusern (von: cyberprout; 2008; Quelle: wikimedia.org)

Nach dem Tode König Ludwigs V.  im Jahre 987 wird Hugo Capet in Senlis von einer Adelsversammlung zum König gewählt. Bei der feierlichen Inthronisation in Noyon durch Erzbischof Adalbero von Reims wird auch Adelheid gesalbt und gekrönt. Dies ist nicht selbstverständlich. Doch ihr Gatte schätzt sie als Beraterin hoch ein – er nennt sie “consors regni ” und “particeps imperii”.

Dem salischen Recht entsprechend ist ihr Titel ein Ehrentitel. Die Königin ist als Beraterin des Fürsten an seiner Willensbildung (eventuell maßgeblich) beteiligt. Sie tritt als Intervenientin auf, das heißt, sie legt dem König Entscheidungen für einen Antragsteller nahe. Doch ansonsten hat sie kaum eigene Regierungsbefugnis. Nur als Regentin bei Abwesenheit des Königs oder bei Minderjährigkeit des Thronfolgers kann sie aktiv werden.  So ist von dieser Fürstin auch nicht viel mehr zu berichten, da die deutschen Quellen von ihr zumeist schweigen – und die hiesige Chronistin der französischen Sprache nicht mächtig ist. Als Hugo Capet 996 stirbt, zieht Adelheid sich in “ihr” Kloster in Senlis zurück. Dort lebt sie bis 1004, dann ist sie gestorben.

Nicht nur auf ihren Gatten – König Hugo Capet – sondern auch auf sie führen sich in der Folge sämtliche französische Könige zurück. Adelheid von Aquitanien ist die Stammutter der Valois, der Bourbonen und des “Hauses Orléans”. Dennoch ist ihr Grab nicht erhalten.

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *