Der Starstecher

14. Dezember 2014
Von

Handwerker

Der Starstecher war in der Lage, durch einen chirurgischen Eingriff „Blinde wieder sehend“ zu machen. Das hört sich nach Scharlatanerie an und war doch in gewisser Weise durchaus erfolgreich.

Auch im Mittelalter gab es schon den Grauen Star. Hier erblindet der Betroffene durch eine Trübung der Augenlinse. Und genau diesen Menschen konnte der Starstecher helfen.

Starstich im 11. Jahrhundert - Aus einem Manuskript der Schule von Salerno. (British Museum, London)

Starstich im 11. Jahrhundert – Aus einem Manuskript der Schule von Salerno. (British Museum, London)

Mit einem spitzen Gegenstand stach der Starstecher in das Auge des Patienten und drückte die trübe Linse auf den Grund des Augapfels. Indem die Linse eine Weile auf den Boden des Augapfels gedrückt wurde, sollte vermieden werden, dass diese wieder aufstieg. Der Patient konnte nun wieder sehen. Durch das Fehlen der Linse wurde das Licht allerdings nicht mehr gebrochen und fiel direkt auf die Netzhaut. Es trat eine starke Übersichtigkeit auf und der Patient sah eher schemenhaft. Aber er konnte sehen!

Die Tätigkeit des Starstechers wurde oft von Barbieren oder Badern angeboten.  Die häufigste Form der Starstecher waren aber wohl umherreisende Wundärzte und  „Wunderheiler“ . Diese reisten mit Jahrmärkten von Stadt zu Stadt und boten ihre Dienste an. Unter meist katastrophalen hygienischen Bedingungen wurden vor Publikum die Eingriffe vorgenommen. Wie oben beschrieben sah der Patient nach dem Eingriff wieder Licht und galt als geheilt. Dies brachte dem Starstecher die Gunst des Publikums und sicherlich manchen neuen Patienten. Der behandelte Patient bekam nach dem Eingriff einen Verband über die Augen, um diese zu schonen. Viele „Geheilte“ erblindeten später erneut und endgültig oder starben sogar an aufgetretenen Entzündungen. Wenn sich diese Folgen zeigten, war der Starstecher natürlich bereits längst weitergezogen und kam in aller Regel nie wieder in die Stadt zurück. Zudem richteten die am Grauen Star Erblindeten ihre Hoffnung an den “Geheilten” aus und blendeten die Risiken der Operation weitgehend aus.

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