Unsere Küchenzwiebel ist eine Pflanzenart auas der Gattung Lauch. Einige Arten dieser Gattung sind Speise- und Würzpflanzen, andere Zierpflanzen. Die meisten Lauchpflanzen riechen charakteristisch durch das Allicin, das bei Verletzungen sofort aus der Aminosäure Aliin gebildet wird.
Im deutschsprachigen Raum gibt es 16 einheimische und drei eingebürgerte wildwachsende Arten, in ganz Europa mindestens 110 von etwa 700 Laucharten weltweit.
Die Küchenzwiebel gibt es in vielen Größen: von der kleinen Silberzwiebel bis zur mächtigen Metzger- oder Gemüsezwiebel.
Dieses Allerweltsgemüse gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Zwiebeln werden seit mehr als 5000 Jahren als Heil-, Gewürz- und Gemüsepflanze angebaut. Auf sumerischen Keilschrifttafeln werden Gurken- und Zwiebelfelder bilanziert. In Ägypten war die Zwiebel eine Opfergabe an die Götter und wurde den Toten als Wegzehrung für die Jenseitsfahrt mitgegeben. Die Arbeiter beim Pyramidenbau wurden mit Zwiebeln entlohnt – und streikten, wenn die Rationen zu klein ausfielen. Im babylonischen Codex Hammurapi werden die Brot- und Zwiebelrationen für die Armen aufgelistet. Das Volk Israel vermißt während der Wüstenwanderung nicht nur Melonen und die “Fleischtöpfe Ägyptens” – sondern auch die Zwiebeln schmerzlich (4. Buch Mose, Kapitel 11 Vers 5).
Im antiken Rom dann gehören die Zwiebeln zu den Grundnahrungsmitteln. Römische Legionäre bringen die “cepula” nach Mitteleuropa. Außer zum Essen benutzt man sie hier im Mittelalter auch als Amulett gegen die Pest. Selbstverständlich wird die Zwiebel im Capitulare de Villis Karls des Großen aufgeführt und mußte in jedem Klostergarten und in jeder Königspfalz angebaut werden.
Die Pflanzenart existiert nur noch als reine Kulturpflanze in Obhut des Menschen. Es sind keine wilden Populationen bekannt – aber auch die (längst ausgestorbene?) Wildform nicht. Daher ist die genaue geographische Herkunft der Küchenzwiebel unbekannt. Soweit man weiß, lebt die nächstverwandte Art unserer Küchenzwiebel in Turkmenistan und Iran.
Die Speisezwiebel ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die “in Kultur” meist nur ein- oder zweijährig gehalten und dann geerntet wird.
Aus einer flachen Zwiebelscheibe entspringen 10 – 15 Laubblätter. Die weißlichen Unterblätter sind grün geädert. Sie umgreifen sich straff und bilden die “Zwiebel” als Speicherorgan. Die sattgrünen Oberblätter verwachsen zu Röhren mit geschlossener Spitze. Diese “Schluppen” sind im Querschnitt annähernd halbkreisförmig.
Wenn die Pflanze blüht – von Juni bis Juli etwa – , streckt sich die Zwiebelscheibe zu einem 20 – 120 cm langen runden Schaft, der eine fast kugelrunde Scheindolde trägt. Diese Blütenkugel kann bis 100 Einzelblüten enthalten. Die weißlichen Blütchen sitzen auf bis 40 mm langen Stielen. Um blühen zu können, braucht die Zwiebelpflanze einen Kältereiz von etwa 6° für ungefähr 14 Tage. Im Ertragsanbau möchte man aber keine blühenden Pflanzen, weil dann die “Zwiebeln” schrumpfen… Daher werden die Steckzwiebeln vor dem Stecken drei bis vier Wochen lang gut gewärmt – bei über 25°!
Zwiebeln gedeihen besonders gut auf Lehm- oder Lößböden in sonniger, warmer Lage. Sie brauchen wenig Stickstoff und nicht allzuviel Wasser. Allerdings ist sie selbstunverträglich: erst nach etwa vier Jahren sollte man ein Zwiebelbeet wieder mit Zwiebeln besetzen. Die im Frühjahr gesteckten bzw. gesäten “Sommerzwiebeln” sind bis in das folgende Jahr lagerfähig. Sie werden von August bis Oktober geerntet. Die erst im August gesäten “Winterzwiebeln” überwintern und werden im folgenden Frühsommer geerntet. Sie sind etwas milder im Geschmack, aber nicht lange lagerfähig.
Die Küchenzwiebel enthält ein sulfidhaltiges ätherisches Öl, daß auf den Magen reizend wirken kann. Zwiebeln enthalten keine Stärke, sondern Fruktane. Damit kann der menschliche Verdauungsapparat nichts anfangen – die Darmbakterien aber schon. Daher ist die Zwiebel das bekannte “Gasgemüse”… Zwiebel enthält reichlich Vitamine, Spurenelemente und schwefelhaltige ätherische Öle. Roh hat sie eine noch bessere Heilwirkung als gegart. Durch Kochen, Braten und Dünsten wird der Zucker freigesetzt – die Zwiebel schmeckt süß. Den Preßsaft von Zwiebeln kann man als Fleischzartmacher einsetzen. Dafür muß man das Fleisch aber über Nacht einlegen. Von Suppen bis Kuchen kann man Zwiebeln in der Küche verwenden. Sogar die “Schluppen” sind brauchbar. Man darf aber pro Pflanze nur wenige Blätter abnehmen, da sonst die Zwiebeln nur mickrig geraten.
Die Küchenzwiebel ist “Heilpflanze des Jahres 2015″. Sie wirkt antibakteriell wie Antibiotika und fördert die Wundheilung. Innerlich “eingenommen” senkt sie Blutdruck, Blutfette und Blutzucker leicht. Zudem wirkt sie dem Verklumpen der Blutplättchen entgegen – sie macht das Blut “flüssiger” – und zwar ähnlich stark wie Acetylsalicylsäure (ASS). Bei Insektenstichen und Hautirritationen kann man schlicht eine halbierte Zwiebel über die betreffende Hautstelle reiben. Zwiebel ist lungenwirksam und hilft bei Husten, Bronchitis und asthmatischen Erkrankungen. Manchen Großmüttern ist noch der Hustensirup aus rohen Zwiebeln bekannt. Besonders wirksam ist nämlich die rohe Zwiebel. Obwohl rohe Zwiebel bei manchen Menschen den Magen ärgert, ist es auffällig, daß es Magen- und Darmkrebs in Gegenden eher seltener gibt, in denen traditionell viele Zwiebeln gegessen werden. Gegen Ödeme hilft sie übrigens auch…
Die meisten Menschen haben keine Probleme mit Zwiebeln – allenfalls geruchliche. Aber es kann Kontaktekzeme bei der Verarbeitung geben. Sehr selten ist eine Allergie gegen ein Zwiebelprotein.
© Amhara zu Agorá
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