Die Eiche ist anfänglich als fruchttragender Baum von eßbaren Nüssen für den Menschen wichtig gewesen. Eiche und Eichel sind Worte, die mit dem lateinischen ‘esca’ (= Speise) verwandt sind. Und Speise waren die Eicheln beileibe nicht nur für die Schweine! Steinzeitliche Siedlungen beispielsweise auf Mallorca erkennt man heute noch an den reichlich dort wachsenden Eichen. Auch in Deutschland wurden Siedlungen ausgegraben, bei denen in Herdgruben massenhaft Eicheln gefunden wurden. In Deutschland sind die Eichen nach den Buchen die verbreitetste Laubbaum-Gattung im Flach- und Hügelland. Sie bilden Laubmischwälder.
Die Eichen sind eine große Pflanzengattung aus der Familie der Buchengewächse mit bis zu 600 Arten. Sie stellen die wichtigste Laubbaumgattung der Nordhalbkugel. Es gibt sommer- und immergrüne Arten. Die Blattform und -farbe ist variabel, außer den typisch gebuchteten Blättern gibt es auch glattrandige oder gezähnte, weiche oder ledrige, glatte oder filzige, einfarbige oder nach Ober- und Unterseite unterschiedlich gefärbte Blätter. Die Früchte sind die Eicheln, in charakteristischen Fruchtbechern sitzende Nüsse, an denen man die Arten unterscheiden kann.
Als alte Pflanzenfamilie können Eichen enorm viele Insektenarten in einer Krone beherbergen – bis zu 1000 verschiedene können es sein, davon bis zu 100 Schmetterlingsarten. In Mitteleuropa ist die Stieleiche am weitesten verbreitet (die Eichelfrüchte sitzen an langen Stielen). Sie ist ein sommergrüner, lichtbedürftiger Baum, mag tiefgründige, nährstoffreiche Böden und bildet eine Pfahlwurzel aus. Sie wird bis 40 m hoch, kann einen Durchmesser von 3 m erreichen und bis 1000 Jahre alt werden (selten 1400 Jahre). Sehr ähnlich ist die Traubeneiche. Ihre Früchte sitzen fast ohne Stiel in Büscheln zusammen. Sie wird meist nicht ganz so mächtig wie die Stieleiche, kann aber einen Stammdurchmesser von 2 m, eine Höhe von ebenfalls 40 m und ein Alter von 1000 Jahren erreichen. Die Flaumeiche (ihre Jungtriebe sind von einem Flaum bedeckt) kommt in Deutschland nur vereinzelt vor. Die Korkeiche ist eine immergrüne, in Mitteleuropa nicht winterharte Art, deren Vorkommen auf das westliche Mittelmeergebiet beschränkt ist. Ein Baum kann während seines Lebens 100 – 200 kg Kork liefern. Eichen werden durch den Wind bestäubt. Die männlichen Blüten hängen – ähnlich wie bei der Hasel und bei der Birke – als lange Troddeln herab, während die weiblichen Blüten ganz unauffällig sind.
Viele Eichenmischwälder in Mitteleuropa sind vom Menschen angelegt worden, da dieser Baum in vieler Hinsicht nützlich ist. Die Eicheln sind ein wichtiges Viehfutter. Im Mittelalter trieb man Schweine, Pferde und Rinder in den Wald (“Hutewald”) und ließ sie da ihr Futter suchen – auch Ziegen und Schafe fressen Eicheln, wenn man sie ihnen anbietet. Aber auch Menschen können sie essen. Duch Rösten oder Kochen wird die Gerbsäure “aufgebrochen”. Eicheln können so als Mehlersatz oder Kaffee-Ersatz dienen, aber auch pur wie andere stärkehaltige Nahrungsmittel gegessen werden. Inzwischen können wir uns Eicheln nur als Notlösung für übelste Hungerzeiten vorstellen. Andererseits gilt “Auf den Eichen wächst der beste Schinken” – stimmt! Jamón Ibérico de Bellota … mmmh
Das Holz der Eiche ist ein schweres, dauerhaftes Hartholz. Es wurde und wird für den Schiff- und Hausbau, für Möbel, Parkett, Treppen und (Wein-)Fässer verwendet. “Mooreiche” ist keine eigene Art, sondern bezeichnet Stämme, die für Jahrhunderte in Mooren, Sümpfen oder Flußauen gelegen haben. Sie wurden ausgegraben und verwendet. Die Gerbsäure des Holzes und die Eisensalze des Wassers sind eine Verbindung eingegangen, die das Holz sehr hart gemacht und zum Teil stark verfärbt hat. Solche Stämme können bis 8500 Jahre alt sein.
Die Dauerhaftigkeit des Holzes wird für wissenschaftliche Datierungsmethoden herangezogen. Wo Schriftzeugnisse zur zeitlichen Einordnung von Bauwerken fehlen, setzt die Dendrochronologie an. Die mitteleuropäische Eichenchronologie geht 10000 Jahre zurück. Auch sonst ist die Eiche ein Symbol für Dauer und Standfestigkeit. Da steht etwas “fest wie eine Eiche” und bleibt auch so lange. Ein Eichenleben unfaßt 30 Menschengenerationen. Im vorderasiatisch-europäischen Kulturkreis war die Eiche jeweils dem Wettergott geweiht – Zeus bei den Griechen, Jupiter bei den Römern, Donar bei den Germanen, Taranis bei den Kelten. Dies qualifiziert sie auch zum Gerichtsbaum. Diese besonderen Bäume dürfen natürlich nicht gefällt werden!
Aus den Eichengallen (eine kleine Wespe hat ein Blatt angestochen und ein Ei hineingelegt, die Eiche bildet eine “Galle”, eine meist glattschalige Wucherung, in der die kleine Wespe heranwächst) hat man früher dokumentenechte “Eichengallustinte” hergestellt. Leider ist sie eisenhaltig, was im Laufe der Zeit zu “Tintenfraß” führt. Das Papier bricht und bröselt und der Text ist verloren – trotz dokumentenechter Tinte…
Eiche ist wegen ihrer Gerbsäure in allen Teilen giftig – aber schon Paracelsus stellte fest daß “die Dosis macht, ob etwas ein Gift sei”. Daher wird von alters her Eichenrinde als Badezusatz bei entzündlichen Hauterkrankungen verwendet, ebenso als Gurgelmittel. In “Stopftees” bei akuten Durchfallerkrankungen ist ebenfalls Eiche enthalten. Und natürlich ist Eichenrinde für die Gerberlohe bei der Lederherstellung unverzichtbar gewesen!
Die älteste Eiche in Europa nach Wikipedia soll die Tausenjährige Eiche Bad Blumau (Steiermark) sein. Sie wurde bereits im Jahre 990 erstmalig urkundlich erwähnt und dürfte 1200 Jahre alt sein. Sie hat einen Stammumfang von 8,75 m. Die älteste Eiche in Deutschland soll die Femeiche in Raesfeld-Erle (bei Recklinghausen) mit mindestens 600, möglicherweise aber auch 1500 Lebensjahren sein. Da sie hohl ist, kann man keine Jahresringe mehr auszählen…
© Amhara zu Agorá
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