Nadelbinden

15. Juni 2014
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Das Nadelbinden ist eine Handarbeitstechnik, bei der mit einer Nadel ineinander verschlungene Schlaufen gebildet werden. Im Gegensatz zum Stricken oder Häkeln wird der Faden nicht vom Knäul gearbeitet, sondern in relativ kurzen Stücken von etwa ein bis zwei Metern verarbeitet. Ein weiterer Unterschied ist, dass sich die Maschen nicht auftrennen, wenn eine Masche fällt oder ein Loch entsteht. Beim Nadelbinden wird mit einer großen, stumpfen Nadel aus Holz oder Knochen gearbeitet.

Oslo-Stich

Nadelbinden im Oslo-Stich
eigenes Erstlingswerk
Quelle: eigene Aufnahme (Landrichterin)

Wie archäologische Funde beispielsweise aus Nordeuropa (aber auch Ägypten) zeigen, wurde das Nadelbinden bereits in der Bronzezeit betrieben. Es ist allerdings zu vermuten, dass diese Technik noch älter sein könnte. Die ältesten Nadeln mit einem Nadelöhr stammen aus der späten Altsteinzeit vor etwa 30.000 Jahren. In Gräbern aus dieser Zeit wurden größere Textilien gefunden, die auf die Nutzung von pflanzlichen Fasern hindeuten. Interessanter Weise war das Nadelbinden in fast allen Kulturen weltweit bekannt. Allerdings ließ die Verwendung dieser Handarbeitstechnik gegen 1550 stark nach. Nach dieser Zeit gibt es kaum Funde in nennenswertem Umfang. Grund für den Rückgang war die Verbreitung des Strickens, welches vermutlich von den Arabern nach Europa gebracht wurde. Dies bedeutet allerdings nicht, dass diese Technik komplett in Vergessenheit geriet. In einigen Familien wurde das Wissen darüber weiterhin von Generation zu Generation weiter gegeben.

Der deutsche Begriff Nadelbinden ist aus dem skandinavischen abgeleitet. Weltweit gibt es viele unterschiedliche Bezeichnungen wie zum Beispiel: Naalbinding oder Nålbinding.

Oslo-Stich mit Knochennadel

Nadelbinden im Oslo-Stich mit Knochennadel
eigenes Erstlingswerk
Quelle: eigene Aufnahme (Landrichterin)

Im Internet gibt es unzählige Anleitungen und sogar Videos, aus denen man diese Technik mit ein wenig Geduld erlernen kann. Dabei ist zu unterscheiden, ob man die Freihandmethode wählt oder aber die Daumenfesselmethode. Die verschiedenen Sticharten sind heute zumeist nach den Orten benannt, an denen entsprechende archäologische Funde gemacht wurden. Die Stiche Oslo, Mammen und Korgen sind nach skandinavischen Städten benannt. York ist ein Stich, welcher nach seinem Fundort in England benannt wurde.

Mit der Zeit entwickelten Textilkundler unterschiedliche Arten, die Arbeitsweise zu beschreiben. Der Däne Egon Hansen veröffentlichte 1990 eine Beschreibung des Fadenverlaufs, welche sehr einfach war. Er verwendete U für under (unter) und O für over (über). Darüber hinaus bezeichnen die Buchstaben F, B und M zusammen mit einer Ziffer die Position an der mit der Nadel eingestochen wird.

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