“Kohl” nennt man eine formenreiche Pflanzenart, die zu den Kreuzblütlern gehört. Ursprünglich stammt der Gemüsekohl als Küstenpflanze aus dem Mittelmeergebiet. Daher ist er nur begrenzt frosthart. Bei den Griechen und Römern durfte er in keinem Gemüsegarten fehlen. Schon damals galt Kohl auch als Heilpflanze. Genutzt wurde Kohl wohl schon seit der Steinzeit – und bis in die Neuzeit hinein auch immer noch neben den Zuchtformen der Wilde Kohl. In Deutschland kommt dieser nur auf Helgoland vor – und auch dort nur an Stellen, wo ihn die Schafe nicht kriegen können.
Gemüsekohl ist eigentlich mehrjährig, wird als Zuchtform aber einjährig gezogen. Er blüht gelb und bildet Samenschoten aus. Die Kohlsamen dienen aber in der Regel nicht der menschlichen Ernährung. Nur bei den Senfarten, die zu den Kohlgewächsen gehören (das sind nicht alle!), kommt es auf die Samen an. Die unteren Teile der Pflanze können verholzen. Alle Gemüse-Kohlsorten sind aus dem Wilden Kohl herausgezüchtet worden. Sie sind untereinander und mit dem wilden Vorfahren unbeschränkt fruchtbar. Die Pflanzen werden 40 – 120 cm, der Markstammkohl bis 200 cm, der Palmkohl sogar bis 300 cm hoch. Da sich die Ursprungsarten der Kohlverwandschaft alle recht ähnlich sehen, zeigen wir hier den Senf:
Es gibt eine vorwiegend als Futterpflanze genutzte Kohlart: den Markstammkohl.
Dann gibt es Blattkohl: Grünkohl, Palmkohl
oder Kopfkohl: Rosen-, Rot-, Spitz-, Weiß- und Wirsingkohl
sowie “Blütenkohl”: Blumenkohl, Broccoli, Romanesco
der Kohlrabi ist als eine Verdickung des Sprosses wieder ein anderer Teil der Pflanze, der für die menschliche Ernährung genutzt wird.
Chinakohl ist eine eigenständige Art, und der “Beißkohl” ist kein Kohl im botanischen Sinne, sondern eine Rübe (Beta vulgaris ssp.).
Grünkohl ist die älteste nachweisbare Art. Seit dem 3. Jhdt. v. Chr. ist er in Griechenland und Italien belegt. Kohlrabi und Markstammkohl werden von Plinius d. Älteren erwähnt. Also gibt es sie schon um die Zeitenwende in Italien. In Mitteleuropa findet Kohlanbau ab dem 9. Jhdt. statt und feste Kohlköpfe dürfte es zur Zeit Hildegards von Bingen bereits gegeben haben. Broccoli und Blumenkohl (Karfiol) dürften aus Südgriechenland stammen. Etwa 1490 sind sie über Genua nach Mitteleuropa gekommen. Rosenkohl ist eine junge Sorte des 18. Jhdts., die zuerst in Belgien auftrat. In Griechenland wird er deswegen “Brüsseler Köhlchen” genannt.
Kohl hat wenig Kalorien, ist vitaminreich und enthält viele Mineralstoffe und Spurenelemente. Seine Glucosinolate, auch Senföl-Glykoside genannt, hat die Pflanze ursprünglich zur Abwehr von Freßfeinden entwickelt. Sie sind nicht nur für den typischen Geschmack verantwortlich, sondern, da schwefelhaltig, wohl auch antibakteriell wirksam. Die im Kohl enthaltenen Flavonoide stehen in dem Ruf, “freie Radikale” binden zu können. Damit sollen sie die Zellalterung verlangsamen können. Kohl wirkt entwässernd und dadurch entgiftend. Äußerlich angewendet hilft er in “Dunstkissen” bei Muskelschmerzen und Spannungskopfschmerz, er soll auch bei Akne sehr gute Dienste tun.
In die Kohlverwandschaft gehören unter anderen auch Raps, Gelbsenf, Schwarzsenf und Ölrettich. Bei diesen Gewächsen kommt es auf die Samen an, die man seit alters als Gewürz oder zur Ölgewinnung nutzt. Im Weinbau verwendet man sie reichlich zur Gründüngung. Den Winter über halten sie den Boden bedeckt und verhindern so allzu starkes Austrocknen, sie entziehen dem Boden reichlich Nitrat (und geben den Nährstoff nach dem Unterfräsen wieder an die Weinreben ab) und lockern zudem mit ihren kräftigen Wurzeln den Boden auf.
© Amhara zu Agorá
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