Der älteste Sohn Heinrichs I. aus dessen erster Ehe mit Hatheburg wurde etwa im Jahre 903 geboren. Hatheburg war nicht nur sehr schön – sie erbte auch reichen Besitz. Ihr Vater war in und um Merseburg reich begütert und hatte keine Söhne. Allerdings haftete dieser Verbindung ein Makel an: Hatheburg hatte, nachdem ihr erster Ehemann gestorben war, bereits den Schleier genommen und anscheinend auch Gelübde abgelegt. Der Bischof von Halberstadt intervenierte entschieden gegen die zweite Ehe, denn Nonnen dürfen nun mal nicht heiraten.
Im Jahre 909 trennte sich Heinrich I. von dieser Gattin und heiratete eine andere, Mathilde (später die Heilige genannt). Freilich gab er die erheirateten Besitztümer nicht zurück. Hatheburg ging wieder in ein Kloster und wird dorthin ihre Morgengabe mitgenommen haben. Die Annullierung der ersten Ehe bedeutete für den aus dieser Verbindung stammenden Sohn eine Degradierung. Thankmar war kein wirklich legitimer Sohn, daher auch nicht erbberechtigt – obwohl er sich das anscheinend immer so vorgestellt hat.
Schon vom Vater erhielt er nicht das mütterliche Erbe. Nach der Krönung Ottos I. hatte er sich die Belehnung mit einer Markgrafschaft erhofft – das Gebiet an der Saale und der mittleren Elbe stand ihm abstammungsmäßig zu, dachte er… Aber er bekam sie nicht. Seine Opposition zum jüngeren Halbbruder muß allgemein bekannt gewesen sein.
Otto I. ließ auch zu Beginn seiner Regierung wenige Möglichkeiten aus, sich Feinde zu machen. So grollte Graf Wichmann, dem, obwohl der ältere, der jüngere Bruder Hermann Billung als Markgraf an der unteren Elbe vorgezogen worden war. Mit den beiden verbündete sich Herzog Eberhard von Franken, Bruder des verstorbenen Königs Konrad I.
Thankmar eroberte die Burg Belecke bei Warstein. Dort hatte sich sein jüngster Halbbruder Heinrich verschanzt. Thankmar lieferte ihn an den Frankenherzog aus. Als nächstes eroberten die Empörer die Eresburg (bei Obermarsberg), wo sich die Verbündeten dann trennten. Eberhard zog weiter nach Laer und nahm Heinrich mit, Wichmann fiel von den Verschwörern ab, da ein wichtiger Verwandter in dem Kampf um die Eresburg gefallen war. Von den beiden Burgen aus plünderte Thankmar das Umland.
Otto I. selbst zog 938 mit seinem Heer gegen die Eresburg. Die Burgmannschaft öffnete dem anrückenden König am 28.07.938 kampflos das Tor. Thankmar floh in die Burgkapelle und legte auf dem Altar seine goldene Halskette und sein Schwert ab. Damit ergab er sich erstens – und zweitens verzichtete er mit dem Ablegen der Halskette auf alle königlichen Ansprüche. Als Ottos Männer in die Kapelle eindrangen, griffen sie den Waffenlosen an. Er riß sein Schwert wieder an sich, um sich zu verteidigen, wurde aber von einem sächsischen Vasall hinterrücks erstochen. Dieser stahl auch noch Kette und Schwert.
Otto I. betrauerte seinen Halbbruder bitterlich, bestrafte dessen Getreue aber hart.
© Amhara zu Agorá
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