Ein Spion schleicht ums Gildenhaus

22. Juli 2012
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Des Abends saßen wir in gemeinsamer Runde beisammen. Ein paar Flaschen Rotwein, ein Fass Bier, frische Milch und Quellwasser wurden gereicht. Die Ereignisse des Tages wurden besprochen und kleine Geschäfte  ausgehandelt. “Was gibt’s Neues aus dem Kaiserreich?” Draußen schien die Sonne und die Vögel zwitscherten. Das Fenster stand einen Spalt weit offen. “Was war das? Da war doch ein Geräusch.” “Ich hab auch ein Knacken gehört. Gewiss war es ein Eichhörnchen, welches die Hauswand erklommen hat.”

Wolfram von Eschenbach - Parzival 1 - Belakane bewirtet Gahmuret und dessen Gefolge

Wolfram von Eschenbach (Parzival 1)
Belakane bewirtet Gahmuret und dessen Gefolge
(Quelle: Universität Heidelberg)

Tags drauf, draußen wehte ein kalter Wind, stand eine wichtige Besprechung an. Es sollte abgestimmt werden, welche Bewerber in die Gilde aufgenommen werden sollten. “Meine Stimme hat er. Ich habe schon ein paar Geschäfte mit ihm getätigt. Er ist ein lustiger Gesell und passt recht gut in unsere Runde.” Plötzlich schrie eine der Ladies auf. “Was habt Ihr? Ist Euch nicht wohl? Sollen wir den Medicus kommen lassen?” Leichenblass deutete sie mit dem Finger auf das Fenster. “Da war jemand am Fenster.” “Das kann nicht sein. Wir sind hier im zweiten Geschoss. Und das Fenster ist fest verschlossen.” “Nein, nein. Ihr könnt mir glauben. Ich hab ihn gesehen. Er war ganz in braungrünes Tuch gewandet. Eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Und kaum habe ich in seine Richtung geblickt, war er schon weg.”

Wolfram von Eschenbach - Parzival 1 - Parzival bindet sein Pferd an die Linde vor der Burg des Gurnemanz

Wolfram von Eschenbach (Parzival 1)
Parzival bindet sein Pferd an die Linde vor der Burg des Gurnemanz
(Quelle: Universität Heidelberg)

Eilends wurde eine Wache ausgesandt, die beschriebene Gestalt zu finden. Nach einer Zeit kehrte diese aber erfolglos zurück. “Wir müssen Wachen aufstellen!” so kam von einem die Forderung. “Ach was. Lasst ihn doch. Was soll er schon erfahren. Wir haben nichts zu verbergen.” Weil dies nun wiederum zutraf, stimmten wir zögernd alle zu, auf die Wachen zu verzichten. Wir hatten es nicht nötig, unser Gildenhaus von Wachen umzingeln zu lassen.

Nun machten wir uns sogar einen Spaß daraus. “Wann wohl unser Spion heut kommt? Oder war er schon da?” Ob der Frage brachen wir in Gelächter aus. Ab und zu wanderte unser Blick zum Fenster, in der Hoffnung auch den Gesellen erblicken zu können. “Ich habe mir fest vorgenommen, nicht wieder zu schreien.” sagte die Lady. “Das nächste Mal werde ich ihm freundlich zuwinken.”

 

 

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