Sie sind knapp erwachsen – fast noch Kinder – , als der Vater ums Leben kommt, und treten gleichberechtigt in den Landesteilen die Herrschaft an.
Jaropolk I. Swjatoslawitsch, etwa 20 Jahre alt, ist von 972 bis 980 Großfürst der Kiewer Rus. Sein Bruder Oleg bekommt das erst kürzlich vom Vater eroberte Land der Drewljanen, und Halbbruder Wladimir erhält die Regentschaft von Nowgorod, obwohl er Sohn einer Konkubine ist. Die beiden jüngeren Brüder sind annähernd gleichaltrig – etwa 13 Jahre alt. Die Mutter Wladimirs ist Maluscha, Schlüsselbewahrerin der Großfürstin Olga, also der Mutter von Swjatoslaw I.
Zwischen Jaropolk und Oleg bricht recht bald Krieg aus und Oleg findet dabei etwa 977 den Tod. Wladimir flieht daraufhin zu Verwandten nach Schweden und Jaropolk hat sein Ziel erreicht: die Alleinherrschaft über die Rus.
Drei Jahre später jedoch kehrt Wladimir, inzwischen etwa 20 Jahre alt, mit warägischen Kriegern zurück und rückt gegen Jaropolk vor. Zunächst erobert er Nowgorod, dann nimmt er Polozk ein. Die Stadt liegt sehr gut befestigt an der Mündung der Polota in die Düna.
Dort herrscht ein skandinavischer Fürst namens Rogwolod (Ragnvald), der seine Tochter Rogneda (Ragnhild) dem Großfürsten Jaropolk zur Frau versprochen hat. Der ist zwar bereits mit einer Griechin verheiratet, aber da die Rus wieder zum Heidentum zurückgekehrt sind, haben sie mit mehreren Hauptfrauen zugleich keine moralischen Probleme. Wladaimir erfährt von der Verlobung und “zwingt Rogneda zur Ehe” – indem er sie im Beisein der Elten vergewaltigt. Anschließend läßt er die Eltern und zwei der Brüder der Geschändeten umbringen.
Kampflos fällt ihm Kiew in die Hände, Jaropolk I. flieht. Anschließend lädt Wladimir seinen Halbbruder zu Verhandlungen ein und läßt ihn am 11.06.980 von seinen warägischen Kriegern ermorden. Jaropolks (Haupt)Frau ist zu diesem Zeitpunkt schwanger. Wladimir nimmt sie als Konkubine und zieht diesen Sohn seines Halbbruders namens Swjatopolk groß. Ziemlich sicher hatte Jaropolk Kontakte zu Kaiser Otto II. und möglicherweise plante bereits er eine Wiederaufnahme der Christianisierung der Rus, die schon unter seiner Großmutter Großfürstin Olga versucht worden war.
Wladimir I. Swjatoslawitsch erweitert durch zahlreiche Feldzüge das Reich der Rus, sodaß es vom Dnjepr bis zum Ladogasee und bis an die Düna reicht. Nun stellen aber die angeworbenen Waräger ein gewaltiges Problem dar: sie müssen bezahlt werden. Da sie sich nicht so ohne weiteres entlassen lassen und anscheinend gar kein Interesse an einer Heimkehr in den Norden (nach Schweden und Norwegen) haben, schickt Wladimir 6000 von ihnen nach Konstantinopel. Kaiser Basileios II. nimmt sie in seinen Dienst und bildet mit ihnen die Warägergarde. An den Grenzen seines gewaltig vergrößerten Reiches setzt Wladimir I. andere Waräger als Burgwarde und Verwalter ein.
© Amhara zu Agorá
Letzte Kommentare