Schlitzohr

3. Juni 2012
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Sprichwörter und Redewendungen

 

Als Schlitzohr bezeichnen wir listige Menschen, die nicht immer auf dem ehrlichsten Weg ihre Vorteile suchen.

Dieser Begriff ist mit der heutigen Verwendung bereits seit dem 19. Jahrhundert hinterlegt.

Ihren Ursprung hat die Redewendung wohl im Mittelalter. Damals war es üblich, Verbrecher und solche, die man dafür hielt, zu zeichnen. Im günstigsten Fall wurde man an den Pranger gestellt und jeder konnte es sehen. Diese Bestrafung war erledigt, sobald die Person vom Pranger befreit war, und das Vergehen konnte in Vergessenheit geraten.

Etwas schwerere Verbrechen wurden mit einer lebenslangen Zeichnung des Verurteilten bestraft. Und eine dieser Bestrafungen war das Schlitzen des Ohres. Angewandt wurde es zum Beispiel bei Betrug. Wer so gezeichnet war, hatte es für den Rest seines Lebens schwer, eine ehrliche Arbeit oder die Anerkennung seiner Mitmenschen zu erwerben.

Eine andere Erklärung ist in den Zünften zu suchen. Im Mittelalter waren alle Handwerker in Zünften organisiert. Dort herrschten strenge Regeln und Sitten. Wer gegen diese Bestimmungen verstiess, konnte aus der Zunft ausgeschlossen werden. Und dem Verstossenen wurde dann der Ohrring, das Erkennungszeichen der Zunft, aus dem Ohr gerissen. Ihm war es für den Rest seines Lebens nicht mehr möglich, die Aufnahme in eine Zunft zu erreichen, da für jedermann erkennbar war, dass er gegen Zunftregeln verstossen hatte.

Für das Annageln von Ohren an die (Kirchen-)Tür gibt es keine Belege. Auch ist dies ein schwieriges Unterfangen und dürfte daher eher der Fantasie eines Redewendungs-Forschers entsprungen sein.

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