Die Kriegerkaste im europäischen Raum zur Zeit des Mittelalters waren die Ritter. Das Wort “Ritter” stammt von germ. ridare (= reiten) ab und verweist auf die frühe fränkische Panzerreiterei. Das Rittertum im Mittelalter hängt eng mit der Entwicklung des Feudalismus zusammen. Ab etwa dem 10. Jahrhundert war das Lehnswesen so ausgebildet, dass alle freien Männer mit Landbesitz, Ross und Rüstung Lehnsträger des Adels waren. Diese waren verpflichtet, die Dörfer in ihrem Lehen im Bedarfsfall zu schützen. So entwickelte sich langsam die Ritterschaft. Ab dem 11. Jahrhundert konnten auch landlose Ritter Ländereien erwerben. Im 12. Jahrhundert bildeten sich Ritterorden, die sich Gott und nicht dem König verschrieben hatten. In dieser Zeit wurden auch vermehrt die “Ministerialen”, ursprünglich Unfreie und Dienstverpflichtete ihrer Herren, in den Ritterstand erhoben. Danach wurde der Ritterstand zum Geburtsstand; nur der Abkomme eines Ritters kann auch wieder Ritter werden.
Zur Ausrüstung der Ritter gehörten Angriffs- und Verteidigungswaffen. Die Lanze, der Morgenstern, das Schwert und auch der Dolch waren die Angriffswaffen. Rüstung mit Helm und Schild dienten der Verteidigung. Zu einem Ritter gehörte auch immer ein Knappe, der für den Transport von Schild und Lanze verantwortlich war. Sie waren zu Pferde unterwegs und führten das spezielle Schlachtross, kräftig und schlachtgewohnt, mit sich.
Bei der Verleihung der Ritterwürde verpflichtete sich der Ritter zu zahlreichen Tugenden. Diese waren: Demut, Milde (bereit zu Wohltaten an Witwen und Waisen), Mut im Kampf und Treue zu seinem Herrn. Weitere ideale Verhaltensweisen waren Nachsicht und Anstrengung sowie Zucht und Großzügigkeit. Ideal und Wirklichkeit klafften aber sehr auseinander. Ritter verfolgten zu allen Zeiten ihr eigenes Streben nach Macht.
Die Aufnahme in die Ritterschaft erfolgte anfangs durch die „Schwertleite“. Dabei wurden dem Ritter der Schwertgurt umgelegt und Sporen angelegt, ihm wurde das Schwert und der Schild übergeben und der Ritter bekam ein Ross. Nach dem 10. Jahrhundert segnete die Kirche noch das Schwert.
Später trat der Ritterschlag an Stelle der Schwertleite. Der Knappe erhielt einen Schlag mit dem Schwert oder der flachen Hand – den letzten Schlag seines Lebens, den er nicht erwidern durfte.
Beide Ereignisse wurden oft tagelang mit ausgiebigen Festlichkeiten gefeiert.
Das Ende der Ritter wurde nicht durch das Schießpulver und die damit verbundenen Waffen, sondern mehr durch das Auftauchen von gut organisierten Fußtruppen verursacht. Mit ihren immer länger werdenden Piken und einer perfekten Taktik besiegten sie die schwerfälligeren Ritterheere. Auch die Bogenschützen konnten einen Ritter leicht zu Fall bringen. Im 14. Jahrhundert passte sich noch die schwere Reiterei mit dickerer Panzerung den aufkommenden Schusswaffen an, wurde aber bald zu unbeweglich durch immer bessere Waffen. Ärmere Ritter, die sich nicht der Entwicklung anpassen konnten, verfügten nur noch über veraltete Waffentechnik.
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