Das Bad

25. März 2012
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Badehaus

Badehausszene aus dem Factorum Dictorumque Memorabilium des Valerius Maximus etwa 1475 (Quelle: Wikipedia)

Graf Leichtfuss hatte sich für heute etwas vorgenommen. Er wollte es sich richtig gut gehen lassen und im Badehaus entspannen. Von seinem Kutscher liess er sich direkt nach dem Frühstück vor das Badehaus fahren und ging hinein.

Im Eingangsbereich, einem grossen, mit feinen Kacheln belegten Raum, winkte er einen Badeknecht heran und trug ihm auf, ein Bad für ihn zu richten.

Der Graf nahm auf einem bequemen Sessel Platz und liess sich einen Becher Met reichen. Durch eine offene Tür konnte er in die Badestuben der ärmeren Leute sehen. Dort begossen sich die Leute mit warmem Wasser und rieben sich gegenseitig sauber.

Schon kam auch der Badeknecht und wies dem Graf die Tür zu einem grossen Raum. In der Mitte der Badestube stand ein grosser Zuber mit dampfendem Wasser. Der Knecht half dem Grafen aus den Kleidern und in den Zuber. Nur langsam konnte der Graf sich in dem heissen Wasser niederlassen. Es tat gut, zu spüren, wie die Wärme in seinen Körper drang.

Ein Diener eilte herbei und legte ein dickes Brett quer über den Zuber und im Handumdrehen standen auf dem Brett erlesene Speisen. Dampfender duftender  Schweinebraten, gesottenes Gemüse und süsse Trauben warteten nun darauf, vom Grafen verspeist zu werden. Und natürlich durfte auch ein Krug süssen Weins nicht fehlen.

Bequem legte sich Graf Leichtfuss im Zuber zurück und machte sich daran, die Köstlichkeiten zu geniessen. Der Badeknecht stand mit einem Schwamm bereit, den Badegast gründlich zu reinigen. Der Graf winkte den Knecht heran und liess sich kräftig von ihm abseifen. Dann wies er ihn an, ihm eines der jungen Mädchen zu schicken und den Musikanten einen Taler von ihm zu bringen.

Der Graf genoss das Bad mit dem jungen Mädchen, einem kecken jungen Ding, in vollen Zügen. Und die aus dem Hintergrund klingende Musik hellte seine Laune noch zusätzlich auf. Der Graf wusste eben, wie man sein Bad geniesst.

Später, bereits dem Zuber entstiegen, legte sich der Graf auf eine Holzbank und liess sich von dem Badeknecht kräftig den Rücken mit grünen Zweigen schlagen und genoss den anschliessenden kalten Guss.

Graf Leichtfuss trat aus dem Badehaus und ein wohliger kühler Lufthauch umspielte sein Gesicht. Er schaute kurz zu den Sternen auf und erkannte dann auch schon seinen Kutscher mit seinem Wagen. Er stieg ein und lehnte sich bequem zurück, während die Kutsche anfuhr.

So eine schöne Zeit im Badehaus müsste er öfter haben, dachte er. Aber leider liessen die Geschäfte dieses Vergnügen nur selten zu.

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Kupferstich des Inneren eines Badehauses 16. Jahrhundert (Quelle: Wikipedia)

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