Der Gefleckte Aronstab ist in der gemäßigten Zone Europas weit verbreitet. Meist findet man ihn in feuchten Laubwäldern in Gemeinschaft mit anderen Frühlingsblühern der Krautschicht, wie Buschwindröschen, Lungenkraut und Bärlauch.
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 20 bis 40 cm. Als Überdauerungsorgan besitzt sie ein walnußgroßes, knolliges Rhizom. Alle Pflanzenteile sind gering bis mittelgradig giftig (so die Vergiftungs-Zentrale Freiburg).
Pro Pflanze werden zwei grundständige Laubblätter gebildet. Sie sind lang gestielt und werden bis 20 cm lang. Bei einigen Populationen besitzen die sattgrünen Blätter dunkle Flecken – daher der Name. Die einfachen Blätter sind breit pfeilförmig geformt.
Der Gefleckte Aronstab blüht von April bis Mai. Der Blütenstand besitzt den für Aronstabgewächse typischen Aufbau: ein einzelnes Hochblatt, die Spatha, das den sogenannten Kolben, die Spadix, umgibt. Die hell- bis gelb-grüne Spatha ist im oberen Bereich offen und im unteren Bereich geschlossen. Dazwischen ist die Spatha eingeschnürt. Am Kolben sitzen die weiblichen Blüten zuunterst. Die fruchtbaren männlichen Blüten sitzen gleich darüber und zuoberst befindet sich ein Kranz steriler, borstenartiger Blüten, die auch als Reusenhaare bezeichnet werden.
Aronstabgewächse haben “Kessel-Gleitfallenblüten”. Sie locken durch entsprechenden Geruch Fliegen an, die sonst an Aas oder Fäkalien gehen würden. Insekten, die durch die Reusenhaare passen, gleiten auf der mit winzigen Öltröpfchen besetzten inneren Wand des Helms in den Kessel. Die stärkereiche keulige Verdickung der Spadix produziert zu dieser Zeit soviel Wärme, daß ihre Basis bis auf 40 Grad aufgeheizt wird. So liegt die Temperatur im Kessel oft um 25 Grad höher als draußen in der kühlen Frühlingsnacht. Die Wärme dient nur indirekt der Anlockung, da durch sie die harnartig riechenden, als Insektenpheromon wirkenden Duftstoffe doppelt so schnell abgegeben werden, als es ohne diese „Zentralheizung“ der Fall wäre. Zuerst werden die weiblichen Blüten reif und sondern an der Narbenspitze einen Tropfen ab, an dem der an den Insekten haftende Pollen hängen bleibt. Mit diesem “Empfängnistropfen” wird zugleich die lebensnotwendig hohe Luftfeuchtigkeit im Kessel erreicht. Er dient aber entgegen früheren Annahmen nicht zur Verköstigung der Besucher, da diese in ihrer einwöchigen Lebenszeit gar keine Nahrung aufnehmen. Im Laufe der Nacht platzen auch die Staubbeutel auf und bepudern die gefangenen Insekten. Am nächsten Morgen verschwinden die Öltröpfchen, sodaß die Besucher entweichen können. Die Bestäuber selbst haben keinen Nutzen von dem Besuch – der Aronstab ist eine Insektentäuschblume!
Im Spätsommer sind die typischen Blätter des Aronstab bereits verschwunden und es stehen nur die fremdartigen Fruchtstände da. Die bei Reife leuchtend rot gefärbten Beeren stehen dicht gedrängt. Obwohl sie süß schmecken, sollte man sie nicht probieren. Der Giftcocktail des Gefleckten Aronstabes hat es in sich. Sogar beim bloßen Berühren der Pflanze kann es zu Rötungen der Haut und Blasenbildung kommen. Nach dem Verzehr von Pflanzenteilen können sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle einstellen. Auch ein Anschwellen der Lippen sowie Entzündungen der Mundschleimhäute mit schmerzhaftem Brennen auf der Zunge und im Rachen können die Folge sein. Die Symptome treten meist innerhalb von 5 bis 25 Minuten auf. Das reichlich enthaltene Calciumoxalat ist scharfkantig und verletzt die Haut. Durch diese Mikroverletzungen dringen die übrigen Giftstoffe ein. Manchmal soll Weidevieh den versehentlichen Biß in den Aronstab mit dem Tode bezahlt haben.
Das giftige Aroin, ein Glykosid, führt zu Lähmungserscheinungen. Das Coniin, ein Alkaloid, wirkt erst erregend, dann lähmend. Es wird gut über Schleimhäute und Haut aufgenommen. 6-7 mg/kg Körpergewicht beim Erwachsenen sind tödlich, es schmeckt aber brennend scharf. Daher wird man sich kaum versehentlich vergiften. Es sind aber Verwechslungen mit Bärlauch vorgekommen, obwohl die Blätter doch sehr unterschiedlich aussehen. Die weiterhin enthaltene Oxalsäure und das Calcium-Oxalat kommen u.a. auch in Rhabarber und Pastinaken vor; sie sind aber nicht hitzebeständig.
In der Homöopathie werden Präparate des Gefleckten Aronstabs beispielsweise bei Entzündungen der oberen Atemwege und Nasenpolypen eingesetzt. Die Schulmedizin kennt den Aronstab heute nur noch als Giftpflanze. Dioskourides beschreibt drei “Aron”-Arten, die ähnlich wirksam sind, als Medikament zu seiner Zeit aber nur in großer Verdünnung angewendet werden. Eine davon ist der Gefleckte Aronstab. Zudem nutzte man die stärkehaltigen Rhizome nach Abkochung als Nahrungsmittel. Heutzutage sind Mehle reichlich und preiswert erhältlich, sodaß wir auf diese riskante Kost nicht mehr angewiesen sind. Außerdem steht der Gefleckte Aronstab unter Schutz und darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.
Schon die alten Griechen nannten diese Gewächse “Aron”, woraus der Gattungsname Arum entstanden ist. “Aronstab” ist also eine spätere Erweiterung und (christliche) Deutung des bereits vorhandenen Namens.
In seiner “Materia Medica” beschreibt Dioskourides an erster Stelle die Große Drakontia – die Große Drachenwurz. Sie gehört zwar zu den Aronstabgewächsen, wird heutzutage aber nicht mehr in die Gattung ‘Arum’ eingeordnet. Beheimatet ist sie im östlichen Mittelmeergebiet und kommt westlich bis Korsika und Sardinien vor. Auf dem Balkan, den ägäischen Inseln, auf Kreta und im Südwesten der Türkei ist sie weit verbreitet. Sie wächst in Wäldern und Gebüschen auf nährstoffreichen, feuchten Standorten, wird kultiviert und ist stellenweise verwildert. Die Große Drakontia ist ein farblich auffallendes Gewächs und hat sicherlich Zierwert. Da sie aber intensiven Aasgeruch verströmt, um ihre Bestäuber anzulocken, möchte man sie sicher nicht im Haus haben. Dioskourides berichtet, daß allein der Geruch ausreichen könne, um eine Fehlgeburt auszulösen.
Als “Drachenwurz” wird sonst die auch in Deutschland einheimische Sumpfcalla bezeichnet.
An zweiter Stelle beschreibt Dioskourides die “Kleine Drakontia”, die mit dem Italienischen Aronstab identisch ist. Er schreibt dieser Pflanze die gleiche, zum Teil furchterregende, Wirkung wie der Großen Drakontia zu. Andererseits bleibe Käse, den man in die Blätter der Kleinen Drakontia einwickele, vor Fäulnis bewahrt – und die Knollen seien gekocht eßbar.
Der Italienische Aronstab ist sehr formenreich. Seine auffallenden Blätter erscheinen erst im Herbst und überdauern bis zum Frühjahr. Er wird bis 80 Zentimeter hoch. Die Blätter sind pfeilförmig und haben meist auffallend weiße Nerven. Nur selten sind sie schwarz gefleckt.
Die Spatha kann bis 38 Zentimeter lang sein. Sie ist innen weiß, außen weißlich-grün und am Rand oft hellpurpurn überlaufen. Der Spadix ist gelblich. Die Blütezeit reicht von März bis Mai.
Der Italienische Aronstab kommt im Mittelmeergebiet, im Kaukasus, in Frankreich und in Süd-England in Macchien, Weinbergen, Olivenhainen, Hecken und Laubwäldern vor.
Auch dieser Aronstab ist giftig. Ab und zu wird er als Zierpflanze für Gehölzgruppen und schattige Anlagen genutzt. Er ist seit spätestens 1683 in Kultur.
Eindeutig mit dem ‘Aron’ verwechselt wird der Taro. Dioskourides erwähnt, daß der Aron auf Zypern ‘Kolokasion’ genannt werde und alle Pflanzenteile als Nahrungsmittel verzehrt würden. Der Taro (Colocasia esculenta) ist tatsächlich eine Pflanzenart in der Familie der Aronstabgewächse. Als Nutzpflanze ist er für den Menschen von Bedeutung. Taro ist eine immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 1 und 2 Metern erreicht. Die Pflanzen bilden Rhizome aus, die sowohl vertikal wie auch horizontal im Boden wachsen. Sie sind fleischig und haben einen Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter. Bei Zuchtformen erreichen die Rhizome Durchmesser bis zu 15 Zentimeter. Diese dienen der Ernährung.
Neben den Rhizomen bildet Taro lange, sich horizontal ausbreitende Ausläufer, mit denen er sich vegetativ vermehrt.
Wilder Taro bildet oft große Kolonien an feuchten Standorten an Flüssen, Kanälen oder Teichen. Kolonien gibt es aber auch an feuchten Stellen in Wäldern oder in Sumpfgebieten. Man vermutet, daß der Wilde Taro ursprünglich von der Malaiischen Halbinsel stammt. Aber schon um 5000 v. Chr. wurde er in Indien kultiviert. Um 100 v.Chr. gelangte kultivierter Taro nach Ägypten und breitete sich im gesamten Mittelmeerraum aus.
© Amhara zu Agorá
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