Papst Urban VI. – “ein schönes Papstexemplar”

8. April 2012
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Im Jahre 1318 wird dem Metzger Massimo Prignano in Neapel von seiner Ehefrau Dorothea ein Söhnlein geboren, das den Namen Bartolomeo erhält. Die ersten Lebensjahre des Kindes lebt die Familie in Rom, da der Vater dort eine Anstellung hat. Der Knabe besucht das Lyceum und studiert bei Kaplan Mondotti. Er promoviert zum Dr.jur. und wird Professor in Neapel, wo er ein angesehener Kirchenrechtler ist.

Papst Urban VI

Portrait von Papst Urban VI – Quelle: Wikipedia

1363 wird er Erzbischof von Acerenza und 1377 Erzbischof von Bari. In diesem Jahr verlegt der Papst seinen Regierungssitz von Avignon zurück nach Rom. Gregor XII. ernennt Bartolomeo Prignano zum Leiter der päpstlichen Kanzlei. Doch schon im Jahr darauf stirbt der Papst, der bereits längere Zeit von schwächlicher Gesundheit war. Die Römer fordern nach sieben französischen Päpsten und einer seit 1309 in Avignon residierenden Kurie ausdrücklich einen Römer als Papst. Das Kardinalskollegium, das den Papst zu wählen hat, ist gar nicht komplett. Sechs französische Kardinäle hatten sich geweigert, Avignon zu verlassen und mit dem Papst nach Rom zu gehen, ein siebter weilt als Legat in der Toscana. Die übrigen elf  Franzosen sind uneins, sodaß ihre zahlenmäßige Überlegenheit bei vier italienischen Kardinälen und einem Spanier keiner Fraktion nützt. Inmitten der Tumulte wählt das Kardinalskollegium am 08.04.1378 dennoch keinen Römer zum Papst – mit Bartolomeo Prignano aber immerhin einen Italiener. Bis heute ist Urban VI., wie er sich nach seiner Papstwahl nennt, der letzte Papst, der zum Zeitpunkt seiner Wahl kein Kardinal war. Dies ist kein Mangel – zum Papst wählbar ist jeder gläubige männliche Katholik.

Urban VI. löst das Große Abendländische Schisma aus. Im Gegensatz zu den meisten Kardinälen will er nicht nach Avignon und schon gar nicht vorrangig französische Interessen vertreten. Mit der Ernennung von 29 neuen Kardinälen, von denen nur drei Franzosen sind, bricht er die französische Dominanz im Kardinalskollegium. Daraufhin reisen dreizehn Kardinäle erbost ab und wählen mit Robert von Genf den “Henker von Cesena” zum Gegenpapst Clemens VII. Damit ist das Schisma perfekt, das bis zum Konzil von Konstanz 1417 dauern wird. In Avignon führen korrupte Kardinäle und Gegenpäpste in der “Babylonischen Gefangenschaft der Kirche” ein luxuriöses Leben, während der rechtmäßige Papst in Rom sich selbst immer unähnlicher wird.

Ursprünglich sparsam, gewissenhaft und tatkräftig, wird er zunehmend autoritär, starrsinnig und rechthaberisch. Wie die französischen Kardinäle und Päpste betreibt er Günstlingswirtschaft und ruiniert die Finanzen.

Am 23.10.1385 unterschreibt er die päpstliche Gründungsurkunde für die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg in Genua. Die Gründungsurkunde für die mittelalterliche “städtische Universität zu Köln” unterzeichnet er am 21.05.1388 in Perugia.

Papst Urban VI vor der Burg Nocera

Papst Urban VI vor der Burg Nocera, aus der Chronik von Giovanni Sercambi – Quelle: Wikipedia

 Urban VI. stimmt dem Mord an Johanna I. von Anjou, Königin von Neapel, zu. Da ihre Kinder jung verstorben sind, hat sie entfernte Verwandte als Erben adoptiert – und die sind in blutige Nachfolgekriege verstrickt. Karl von Durazzo, der schließlich als Karl III. König von Neapel wird, denkt allerdings nicht im Traum daran, dem Papst die schönsten Provinzen seines Königreiches für dessen “moralische” Unterstützung zu übereignen. Also zieht Urban VI. in den Krieg um Land – und hat keinen Erfolg. Daraufhin bannt er den König von Neapel in einer so übertrieben theatralischen Zeremonie, daß sechs Kardinäle sich gegen ihn verschwören – sie halten ihn für irrsinnig. Vermutlich ist er das wirklich; er läßt die sechs gefangen nehmen, foltern, in einer Zisterne versenken und fast verhungern. Auf seiner Flucht vor Karl III. per Schiff nach Genua schleppt er die Unglücklichen mit sich. Dort angekommen, läßt er fünf von ihnen trotz der Intervention des Dogen von Genua und der Eingaben zahlreicher angesehener weltlicher und geistlicher Bürger der Stadt 1386 am Meeresstrand bestialisch hinrichten. Den sechsten Kardinal, einen Engländer, verschont er nur aus Furcht vor König Richard II. von England, der mit Rom verbündet ist. Da auch die römische Bevölkerung gegen ihn revoltiert, kann Urban VI. nur mittels Kirchenbann und Interdikt in den Vatikan zurückkehren.

Bereits ein Jahr nach seiner Rückkehr, am 15.10.1389, stirbt Urban VI. in Rom, vielleicht an Gift. Sein Tod jedenfalls löst  in der Stadt und der Kurie allgemeine Freude aus.

© Amhara zu Agorá

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