Boleslaw I. Chrobry von Polen war in zweiter Ehe kurze Zeit mit der Árpádenprinzessin Judith verheiratet und hatte aus dieser Beziehung einen ungefähr 987 geborenen Sohn namens Bezprym. Da die Ungarn unter Großfürst Géza aber nicht in seinem Sinne gegen Kaiser Heinrich II. vorgingen, wurde diese für seine politischen Interessen wenig hilfreiche Ehe wieder gelöst. Judith kehrte zu ihrer Familie zurück. Ihr Bruder war Vajk, nach seiner Taufe Stephan geheißen, der erste König von Ungarn. Bislang ist nicht geklärt, wo Bezprym aufgewachsen ist (eventuell in Veszprém, wo vermutlich auch die bairische Prinzessin Gisela, Judiths junge Schwägerin, lebte). 1031 zwang er mit Hilfe aus der Kiewer Rus seinen Halbbruder Mieszko II. zur Flucht nach Böhmen, verzichtete auf die Königswürde und unterstellte sich Kaiser Konrad II. – wurde aber schon 1032 vergiftet.
Boleslaws älteste Tochter aus seiner ersten Ehe mit einer Tochter des Markgrafen Rikdag von Meißen und Merseburg wurde ~984 geboren. Um 1000 verheiratet er sie mit einem Pommernfürsten; das Paar hat einen Sohn. Diese Verbindung soll die Gebietserwerbungen, die Boleslaw gegen die Pomoranen erstritten hatte, freundschaftlich sichern helfen.
997 kommt Adalbert von Prag mit polnischem Geleit als Missionar zur pommerschen Stadt (‘urbs’) Gyddanzyc (Danzig). Dort soll er einen Tag lang gepredigt und viele heidnische Prussen bekehrt haben. Die Hauptburg der Pomoranen aber lag in der Nähe Kolbergs, das durch seine ergiebige Saline für die polnischen Fürsten interessant war. Im Gegensatz zu den Polen bleiben die Pomoranen aber noch sehr lange Heiden. Die Missionsbemühungen Adalberts haben keinen Erfolg. Bereits am 23.04.997 wird er am Frischen Haff erschlagen. Daher hat auch das Missionsbistum von Kolberg, im Jahre 1000 am “Tag von Gnesen” geründet, keine lange Dauer – bereits 1005 erobern die Pomoranen ihr Gebiet von den Polen zurück, während Boleslaw I. Chrobry mit Heinrich II. im Streite liegt; Bischof Reinbern muß fliehen und das Bistum Kolberg ist erledigt. Über den Pommernfürsten liegen keine Informationen im deutsch-/englischsprachigen Web vor.
Anläßlich des “Akt von Gnesen” im Februar/März 1000 verabredeten Kaiser Otto III. und Boleslaw I. Chrobry die Ehe zwischen dem polnischen Kronprinzen Mieszko Lambert und einer Nichte des Kaisers, nämlich Richeza von Lothringen. Der Kaiser selbst hatte keine Nachkommen, sodaß die am nächsten mit ihm verwandten jungen Damen Töchter seiner Schwester Mathilde waren. Die Hochzeit verzögert sich erheblich. Otto III. verstirbt überraschend schon 1002, Heinrich II., ein Cousin des Verstorbenen, wird zum König gewählt, Ekkehard I. von Meißen dagegen ermordet, und auch Boleslaw I. Chrobry kommt in Gefahr – als Gast König Heinrichs II. entgeht er knapp einem Attentat und hält daraufhin den frisch ins Amt gekommenen Herrscher nicht mehr für vertrauenswürdig. Die nun ausbrechenden Kämpfe dauern zehn Jahre und kosten nur, denn die Gegner sind gleich stark.
Zu Friedensverhandlungen sendet Boleslaw seinen Kronprinzen 1013 nach Merseburg, und zur Bekräftigung des Friedensschlusses kommt es endlich zu der lange verabredeten Hochzeit unter Anwesenheit König Heinrichs II. Aus der Ehe Mieszko II. Lamberts mit Richeza von Lothringen stammen ein Sohn und zwei Töchter, von denen später zu reden sein wird.
Etwa 1002 verheiratet Boleslaw seine Tochter Reglindis mit Markgraf Hermann I. von Meißen. Der erste Markgraf von Meißen, Gunther, war mit einer Sorbin verheiratet. Von väterlicher Seite sind sie weitläufig mit den Sachsenkaisern verwandt – und durch die Mutter ist Gunthers Sohn Ekkehard I., der 1002 bei der Königswahl nach dem kinderlos verstorbenen Otto III. kandidiert und von feindlichen Rittern ermordet wird, möglicherweise ein Halbbruder Herzog Mieszkos I. von Polen und also ein Onkel Boleslaw I. Chrobry’s. Ekkehards Bruder Gunzelin, von 1002 bis 1009 Markgraf von Meißen, war mit einer Schwägerin Boleslaw I. Chroby’s verheiratet. Hermann I., Sohn Ekkehards I. und der Suanhild Billung, wird trotz der engen familiären Beziehung zu dem Polenfürsten auf dessen Intervention hin nicht sofort als Nachfolger seines Vaters mit der Markgrafschaft belehnt. Das führt zu innerfamiliären Fehden, wechselseitig brennen die edlen Herren sich ihre Burgen nieder.
Reglindis ist möglicherweise schon nach wenigen Jahren verstorben. Hermann I. nämlich bekommt 1004 die Markgrafschaft Lausitz und trägt seither den Titel ‘marchio’, in den Nekrologen der wichtigen Familienklöster und -stifte aber wird Reglindis immer nur als ‘comitissa’, nicht ‘marchionissa’ bezeichnet. Von Kindern ist nichts bekannt. Als Hermann I. am 01.11.1038 stirbt, folgt ihm sein Bruder Ekkehard II. als Markgraf nach.
Die dritte Tochter aus seiner dritten Ehe soll ebenfalls politisch sinnvoll verheiratet werden. Im Jahre 1013 sendet Boleslaw seinen Bischof Reinbern von Kolberg nach Kiew, um eine Ehe zwischen dem ältesten Sohn Wladimirs I. von Kiew, Swjatopolk, und diesem Mädchen,dessen Name nicht überliefert wurde, zu verabreden. Der Bischof, dessen Bistum verloren ging, begleitet darüber hinaus die junge Frau in die Fremde, um ihr eine Stütze zu sein. Mit der Verständigung gibt es keine großen Schwierigkeiten – Polanen und Rus sprechen sehr ähnliche Sprachen. Doch die Piastenprinzessin ist römisch getauft – die Rus sind von der Konfession her Byzantiner. Da sehr bald nach der Eheschließung Swjatopolk, der als Fürst von Turow eingesetzt war, gegen seinen Vater zu opponieren beginnt und den festgesetzten Tribut zurückhält, läßt Wladimir I. sowohl seinen aufmüpfigen Sohn wie dessen Ehefrau und den Brautwerber Reinbern einkerkern. Obwohl Kaiser Heinrich II. dem Polenfürsten militärische Hilfe mitgibt, führt der als Rettungsaktion gedachte Kriegszug gegen Kiew 1013 zu keinem Erfolg. Wladimir I. stirbt 1015 eines natürlichen Todes; lediglich Swjatopolk kommt aus der Haft frei und beginnt umgehend blutige Thronfolgekämpfe. Bischof Reinbern stirbt im Kerker. Boleslaw I. Chrobry bittet erst 1019 (?) bei Jaroslaw I. darum, einen Gefangenenaustausch durchzuführen: seine Tochter gegen die Gattin, Stiefmutter und Schwestern des Großfürsten. Ob und wie lange die polnische Prinzessin die Kerkerhaft überlebt hat, ist nicht überliefert.
Im Jahre 1017 verstirbt Emnildis, Herzogin von Polen, die Ehefrau Boleslaw I. Chrobry’s, nach dreißig Ehejahren. Der Chronist und Bischof Thietmar von Merseburg, ein Zeitgenosse, der Boleslaw äußerst kritisch sieht, lobt die sorbische Fürstin in den höchsten Tönen. Macht der Tod der Tochter Reglindis es nötig (und der Tod der Gattin es möglich), die Beziehung zu den sächsischen Markgrafen durch eine neue Verschwägerung zu befestigen? Boleslaw wirbt um Hermanns jüngste Schwester Oda. Am 03.02.1018 heiratet er sie in seiner Burg Cziczani (vermutlich bei Burg im Spreewald), nachdem am 30.01.1018 überraschend der Friede von Bautzen zustande gekommen war. Fast die Hälfte seiner Regierungszeit hatte der Polenfürst Krieg geführt, um das Milzener Land unter seine Herrschaft zu bekommen – das ist nun erreicht. Markgraf Hermann begleitet seine Schwester nach Polen. Noch eine Tochter wird geboren, die den Namen Mathilde erhält, Boleslaw I. Chrobry aber stirbt im hohen Alter von sechzig Jahren am 17.06. 1025 und wird im Dom zu Posen beigesetzt. Unter den Sorben zählt er bis heute zu den Nationalhelden.
© Amhara zu Agorá
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